Fitness und Neoliberalismus eng miteinander verstrickt
Ach was! Und Alexei Grigorjewitsch Stachanow, der sowjetische Oberheld der Arbeit, war kein Exponent einer als Fitness-Kult getarnten Aufforderung zur Selbstausbeutung? Auch nicht die lustigen Holzhacker-Bua'n, die früher auf Jahrmärkten mit zünftiger Musikbegleitung ihre Fitness für die Arbeit als Waldbesitzer-Knechte demonstrierten?
In den 1970ern gab es die "Trimm dich"-Bewegung. Gemeinden stellten Sportgeräte in den Wald und der Deutsche Sportbund beglückte das Volk mit Fernseh-Spots ("Trimmy"), Plakaten und Broschüren gegen den Wohlstandsbauch. Das kostete den Einzelnen keinen Pfennig. Aber da gabs noch eine halbwegs soziale Marktwirtschaft, der Neoliberalismus kam später.
Den einzigen Unterschied zu heute sehe ich darin, dass die Anhänger früherer Fitness-Kulte wenig bis gar kein Geld dafür aufbringen mussten. Die heutigen Gym-Abos, Fitness-Tracker aller Art, Super-Laufschuhe und sonstiges Gedöns dienen allein dazu - und da sind wir tatsächlich beim Neoliberalismus - überflüssiges Geld abzusaugen und in die Wirtschaft zurückzupumpen.