Ein Spaziergang durch eines der vier aktuellen Neubaugebiete unserer ehemals ländlichen, jetzt ätzend-miefigen Speckgürtel-Gemeinde hat mich radikalisiert. Nötig wäre ein gnadenloser absoluter Baustopp für den ganzen Einfamilienmist. Wer sowas so dringend benötigt, muss sich eben aus dem Bestand bedienen und hat dafür auch kräftig zu bezahlen.
Sieht man sich an, wofür die Flächen (auf bestem Ackerland!) hier verfressen werden, kommen einem die Tränen. Erstmal 30% Verkehrsinfrastruktur. Gewundene Strassen, öffentliche Parkplätze, riesige Kreuzungen. Der Vorgarten existiert sowieso nicht mehr, nirgends. Er ist heute zugeschottert oder es sind durchgängig Benzinkutschenabstellplätze von Strasse bis zur Hauswand. Hinterm und neben dem Haus weitere Abstellplätze, mal für Wohnmobil, überall Hüttchen für allerlei Krempel, Terrasse, Grillplatz, Überbauungsgrad versiegelter Fläche 90-95%, das meiste Grün kommt von dem Koniferenrandstreifen. Nichts davon rechtfertigt es, dass derart viel Fläche verheizt wird. Alle Bedürfnisse können auch im klug geplanten Geschosswohnungsbau befriedigt werden und für die 2%, die überhaupt noch an einem Garten interessiert sind, können auf der eingesparten Fläche reine Gartenzonen eingerichtet werden. Da besteht wenigstens nicht die Gefahr, dass die flächengeilen aber pflanzenhassenden Zeitgenossen ihren Bahndamm-Schotter oder die fünfte Garage draufknallen.
Projekte, wo das klug umgesetzt wurde, existieren schon immer in allen Grössenordnungen, ständig kommen neue hinzu und sie sind auch hochbegehrte Immobilien. Aber die Regel sind sie nicht. Das ist das Problem.
Wer weiter diesen Flächenfrass zulässt, soll dann bitte mal dafür sorgen dass endlich mal die Bevölkerung sinkt anstatt ständig neue Leute hereinzupumpen, die dann wohnen, fahren, arbeiten wollen. 1871, als sich die Bevölkerungsexplosion des 19. Jahrhunderts (um 1800: 20 Mio) schon verlangsamte hatte ein doppelt so grosses Deutschland noch 40 Millionen Einwohner. Jetzt sind über 80 auf noch halber Fläche.