pewoo schrieb am 19.07.2024 17:36:
spintronic schrieb am 19.07.2024 10:55:
Kerntot schrieb am 19.07.2024 09:55:
... könnte es zu einer Glättung der Kurve kommen.
Ich erwarte eher ein Abgleiten in ein chaotisches Verhalten. Sinken die Preise, dann werden sich viele zehntausend Geräte automatisiert einschalten, steigen die Strompreise, dann schalten sich viele zehntausend Geräte wieder aus -
Nein, dass ist nich zu befuerchten und passiert in anderen Laendern mt dynamischen Tarifen auch nicht.
Und wie viele % der Verbraucher leben mit den sehr unbeliebten flexiblen Stromtarifen? Ich würde mal vermuten, dass es sich um tiefe 1-stellige Prozentwerte handelt. Unter diesen Bedingungen ist beim besten Willen kein chaotisches Verhalten zu erwarten. Das tritt erst abrupt auf, wenn eine gewisse "kritischen Masse" überschritten wird.
Aber in Deutschland wagt man gleich das große Experiment, nur dort will die Politik möglichst 100 % der Verbraucher in flexible Stromtarife zwingen. Keine Vorversuche, kein Herantasten, man will auf einen Schlag die mit der Energiewende einhergehenden Probleme "lösen" und wird ungewollt mit einem ganzen Bündel neuer und gravierender Probleme konfrontiert werden. Aber keine Angst, wir schaffen das - nicht.
Kaum jemand wird die Kaffemaschine nach Preis einschalten, aber echt grosse Verbraucher wie das E-Auto koennen so kostenguenstig und netzdienlich laden.
Es geht doch nicht (nur) um die Kaffeemaschine. Das Problem liegt ganz anders. Sobald ich flexiblen Strompreisen ausgesetzt bin, werde ich meine Hausautomatisierung dahingehend optimieren, dass große Verbraucher (Tiefkühler, Kühlschrank, Luftentfeuchter, Waschmaschine, Lüfter, Heizelemente, ...) wenn möglich nur noch dann laufen, wenn der Strompreis hinreichend tief ist. Das werde zwar nicht nur ich machen, aber auch das wird die kritische Masse nicht überschreiten und das Stromnetz instabil werden lassen.
Aber es wird nicht lange dauern bis im Massenmarkt "intelligente" Waschmaschinen, Geschirrspüler, Kühlschränke, Tiefkühler und Luftentfeuchter, etc., etc., reißenden Absatz finden werden, die sich je nach Strompreis automatisch an und abschalten. Und sobald diese Geräte einen gewissen Schwellenwert ihrer Verbreitung überschreiten, werden die Kraftwerke, die Übertragungsnetzte und die Strombörse mit einem chaotischen Systemverhalten konfrontiert werden. Jedenfalls sagen das die Mathematiker und Ingenieure, die sich in solchen Sachen auskennen. Das Netzverhalten ist bei flexiblen Strompreisen bei Weitem nicht so trivial wie viele Menschen denken und die Politiker werden infolge der Komplexität auch überfordert sein. Aber, und insofern haben Sie schon recht, die Kaffeemaschine wird für sich allein betrachtet, trotz flexibler Strompreise nicht zu einem Chaos führen.
Und wenn das Chaos im Stromnetz angerichtet ist, wird die Politik ebenfalls völlig chaotisch reagieren und die Lage durch neue Maßnahmen weiter verschlimmern.
Hinzu kommt, und auch das geht gerne vergessen, dass sich auch Gewerbe und Industrie auf flexible Strompreise einstellen müssen, dort geht es um das Überleben der Firmen und man wird alles daransetzen, die Maschinen zum "richtigen" Zeitpunkt ein- und auszuschalten, aber das verschlimmert das Problem, denn 70 % des Stroms wird hier verbraucht. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die Momentanreserve mit der Stilllegung konventioneller Kraftwerke stark abgebaut wird und PV und Wind können diese Funktionalität nicht bereitstellen.
Weiter gilt es zu bedenken, dass flexible Strompreise dazu führen müssen, dass der Arbeitsmarkt stark flexibilisiert wird, Betriebe werden dann arbeiten müssen, wenn der Strom billig ist, d.h. im Sommer, wenn die Sonne scheint und wenn der Wind weht. Man wird sich nicht mehr mit Nebensächlichkeiten wie der Uhrzeit oder dem Wochentag aufhalten können. Und wer meint, dass er durch Arbeitsgesetze geschützt werde, der ist auf dem Holzweg, solche Regelungen wird man schleifen müssen, ansonsten werden auch diese Betriebe insolvent oder verlagern sich ins Ausland. Wohin man denkt, in einem Stromnetz, dass von den EE gespiesen wird, werden flexible Strompreise die Gesellschaft enorm und nicht nur zum Guten verändern.
Und bei negativen Preisen fuer den eigenen Solarstrom wird gerne die Pufferbatterie aufgeladen.
Im Prinzip ja, aber die Endverbraucher werden garantiert und dafür wird die Politik sorgen, im Einkauf nie mit negativen Strompreisen konfrontiert werden. Stromspeicher können sich zwar rechnen, da sie Preisspitzen glätten, aber es ist eben ein Element mehr, dass dem Endverbraucher in Rechnung gestellt werden wird. Es ist völlig illusorisch zu glauben, dass Stromspeicher die Stromkosten pro kWh auf Werte wie vor dem Jahr 2020 werden senken können. Lediglich der (starke) Preisanstieg wird sich mit Akkus geringfügig dämpfen lassen.