fmueller9 schrieb am 10.01.2023 12:39:
Und teilt auch etliche der Werte, die hierzulande hochgehalten werden. "Volk" und "Vaterland" z.B.
"Wertegeleitet" oder "wertebasiert" sagt ja nichts über den Inhalt der Werte aus, sondern soll der Verweis darauf, dass die Politik Höherem als Interessen dient. Wer im Namen von Werten agiert, tut das wegen denen und nicht wegen der eigenen Interessen. Angeblich.
Insofern kann man schonmal festhalten, dass "Ehrlichkeit" bestimmt nicht zu den Werten gehört, denen Politiker des Wertewestens folgen.
Außerdem kann man feststellen, dass die Werte gar nicht so allgemeingültig sind, und offenbar nur gelegentlich als Maßstab zur Anwendung kommen. Willfährige, dem Westen zugeneigte Staaten müssen weder demokratisch sein, noch in Menschenrechtsfragen dem Standard entspechen, den man ansonsten anlegt.Eine Floskel ist "wertgeleitet" allerdings nicht. Es ist vielmehr der Anspruch auf unbedingte Gültigkeit des Standpunkts, den man vertritt. So in etwa hat das Frau Baerbock neulich auf ihrem Parteitag formuliert, und glatt gemeint, dass sich Staaten wie China oder Indien dem beugen müssten.
Ich finde, dass Egon Bahr das sehr schön in folgendem Ausspruch zusammengefasst hat:
„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“ — Egon Bahr