Zustimmung: auf jeder Organisationsstufe in der Biosphäre gibt es "semipermeable" Grenzen, und auf "Grenzverletzungen" erfolgen Reaktionen.
Aus gewöhnlich zuverlässiger Quelle habe ich gehört, daß die Biosphäre niemals einer grenzenlosen und unbeschränkten Migration exklusiv für die Menschheit zustimmen wird. Wenn schon, denn schon – dann gilt das halt für alle Spezies, denn die Biosphäre setzt sich für die Gleichbehandlung aller Lebewesen ein und unterstützt daher nicht den Exzeptionalismus einer einzigen Spezies (man könnte es auch „Rassismus de luxe“ oder „Spezies-Rassismus“ nennen).
Dutzende Billionen Mikroorganismen im Darm ihres menschlichen Wirtes „scharren schon mit den Hufen“: sie warten sehnsüchtig auf das Startsignal der Biosphäre für den Langen Marsch aus den verschlungenen Niederungen ihres colonialen (Hinweis für PISA-Underperformer: kein Schreibfehler!) Daseins hinauf in sein Gehirn.
Da einige dieser niedlichen Symbionten nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Gehirn ihres Wirtes kommunizieren können (und es sogar manipulieren können), werden sie in Erfahrung bringen, ob es sich bei ihrem jeweiligen Wirt um einen Befürworter oder einen Gegner der grenzenlosen Migration handelt.
Grenzen, die von Gegnern der Grenzenlosigkeit gezogen werden, werden auch vom Mikrobiom respektiert: Einzeller wissen schließlich den Wert ihrer eigenen Zellgrenzen zu schätzen – was du nicht willst, daß man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu.
Bei Befürwortern wissen sie, daß sie ein Glückslos gezogen haben: sie sind alle überall in der Wirts-Domäne willkommen, der Weg zum Gehirn ist frei, und ein neuronales Festmahl wartet auf sie. Großen Schaden werden sie am Ziel vermutlich nicht anrichten können, sondern nur eine Lücke füllen. Leider wird sich ihr Fehlen im Darm auf die Lebensdauer des Wirtes auswirken.
Das ist aber eher erfreulich, denn wir brauchen dringend ein paar willige Freiwillige, die sich für uns opfern, da die Biosphäre die Option des (quantitativen) Wachstums für die Menschheit aus dem Verkehr gezogen hat und nur noch die Wahl zwischen den Optionen Schrumpfung oder Aussterben zuläßt. Für das Überleben der Menschheit zu sterben – das ist wahrer Heldenmut, und dafür sollte man diesen Menschen Orden verleihen (z.B. den Darwin-Award der Extraklasse) und ihnen ein Denkmal des Ruhmes setzen.
Natürlich dürfen auch die Gegner der Grenzenlosigkeit ihren Beitrag leisten: alle Menschen sammeln „Bonuspunkte“ für privilegiertes vorzeitiges Aussterben, wenn sie sich (wie bisher) über die Gesetze der Biosphäre hinwegsetzen, z.B. durch Umweltzerstörung / Umweltverschmutzung, Ressourcenraub, Zerstörung der Biodiversität und der Artenvielfalt auf diesem Planeten.
Es ist übrigens das Gewohnheitsrecht der Biosphäre, unbotmäßige Spezies-Populationen (oder Teile davon) herunterzufahren – wenn es sein muß, bis auf Null. Geschichts-Kenner wissen das: schließlich sind auf diesem Planeten schon Hochkulturen zugrunde gegangen.
Warnung: nicht alles, was wie Satire aussieht, ist auch Satire. Nicht alles, was nicht wie Satire aussieht, ist deshalb noch lange nicht - keine Satire. Dieser Beitrag kann Spuren von Polemik, Zynismus, Propaganda und anderer literarischer Schadstoffe enthalten.