Das ist nicht erst so, seit der große Bruder zum Kreuzzug gegen den Islam geblasen hat und die Deutschen im üblichen vorauseilenden Gehorsam schon mal die Hacken zusammengeschlagen haben.
Schon immer wird in Deutschland Religion in den staatlichen Zwangsschulen unterrichtet. In vielen anderen Staaten wäre so etwas undenkbar. Das geht so weit, dass Kinder sogar gezwungen werden, katholische Gottesdienste zu besuchen, wenn die Mehrheit katholisch ist und kein anderer Lehrer an der Schule unterrichtet. Habe ich als Vater und als Lehrer mehrmals erlebt.
Auch das Kreuz im Klassenzimmer stößt zwar in liberaleren katholischen Gegenden, wie Bayern, gelegentlich auf Ablehnung, in erzkatholischen Regionen, wie Ostwestfalen ist es dagegen völlig außer Zweifel, dass jedes Klassenzimmer seinen Lattenjupp über der Tür hat.
Aus der Kirche auszutreten ist immer mit Kosten und oft auch mit großem Aufwand verbunden. Ich selbst habe mit einem Sachbearbeiter zu tun gehabt, der so schwerstbehindert war, dass nur schriftliche Kommunikation mit ihm möglich war und jede Bewegung für ihn einen großen Kraftakt darstellte. Kein Einzelfall, wie ich von Bekannten erfahren habe. In Hessen ist es gern geübte Praxis, ganz zufälligerweise ausgerechnet diesen Posten mit Schwerbehinderten zu besetzen und damit dem Gesetz Genüge zu leisten. Gut möglich, dass der ein oder andere sich dadurch vom Austritt abhalten lässt. Bevor das Krokodilsgeheule losgeht: Ich bin selbst schwerbehindert.
In Deutschland ist auch jede Art von Ruhestörung am Sonntag einklagbar. Nicht verboten, denn da liegt ein kleiner, aber feiner Unterschied. Erlaubt bleibt dadurch, was die katholische Mehrheit als traditionell empfindet.
In unserem Ort ist es beispielsweise unter Katholen üblich, am Karfreitag mit lauten Holzklappern durch den Ort zu ziehn, um die Evangelen (das sind hier im wesentlichen Baptisten) damit zu ärgern, für die das ein strenger Tag der Ruhe ist. Ein paar Baptisten hatten sich beschwert, wurden aber bereits bei der örtlichen Polizeidienststelle abgewiesen: Katholische Tradition. Die dürfen das. Im Gegenzug wurde das Schneiden einer Gartenhecke mit einer Astschere von einem Katholiken angezeigt. Störung der Sonntagsruhe. Der Heckenschneider wurde verurteilt.
In anderen Ländern Europas wäre so etwas lächerlich und kein Mensch würde dort an Störungen denken. In Deutschland ist die Trennung von Staat und Kirche dagegen bis heute nicht geglückt, da die Machtposition der Kirche viel zu groß ist.
Eine Umfrage unter Flüchtlingen darüber, ob sie eine Trennung von Staat und Kirche befürworten, wäre also rein spekulativ. Sie kommen aus einem Land, in dem so etwas unüblich ist und kommen in ein Land, in dem es ebenso unüblich ist.
Wenn heute in der Magdeburger Börde ein riesiges Ölfeld gefunden würde, dann würden die Amis sehr bald ihren Anspruch darauf anmelden. Rechtlich wäre schnell der Grund gefunden: da mit Deutschland kein Friedensvertrag geschlossen wurde, gehört denen das Zeug nicht, sondern uns. Da die bösen Deutschen aber nicht hören wollen, wird Magdeburg erst mal bombardiert mit der üblichen amerikanischen Terroristenbegründung: weil da so viele Nazis sind.
Die Deutschen kriegen die Krise und versuchen zu fliehen. Erst mal irgendwo über die Grenze.
Und da steht dann so ein dänischer oder polnischer Zollbeamter und meint: füllen sie erst mal diesen Fragebogen aus:
und unter Frage 37 steht da: würden sie oben ohne durch die Fußgängerzone laufen?