Pnyx (1) schrieb am 16.09.2024 00:31:
Eberhardt scheint nicht in derselben Welt zu leben wie ich. In meiner Welt hat der Westen einen beträchtlichen Anteil an den Zuständen in Syrien, Libyen, Afghanistan etc. U.s.-amerikanische Angriffskriege - wie man das nun nennt, als hätten Russen das Angreifen eines anderen Staates erfunden - haben diese Zustände mit verursacht. Die militärischen Eingriffe des Westen in Libyen strahlen auf grosse Teile Afrikas aus, haben weitere Staaten destabilisiert. In Syrien stehen immer noch u.s.-amerikanische Truppen, Teile sind von nato-Mitglied Türkei besetzt. Dem Diktator wird sein Sieg nicht verziehen, er steht weiterhin unter Sanktionen, vulgo, der Wirtschaftskrieg geht weiter.
All das ist nicht der Rede wert, wenn es um die Probleme geht, die Asylsuchende aus kaputtgemachten Staaten vermeintlich oder auch wirklich in Deutschland verursachen. Dann geht es nur darum, dass die auf höchstem moralischem Boden stehenden Europäer, hier Deutschen (!), sich doch bitte herablassen sollen mit verabscheuungswürdigen Diktatoren zu verhandeln. Die Lästige abnehmen sollen.
Nein, das ist wirklich nicht die Welt, die ich kenne.
Man kann den Artikel auch so lesen: Selbst in der Welt der transatlantisch alternativen Fakten, in denen der Westen "Der Gute(tm)" ist, bricht sich in der Zwischenzeit die Realität etwas Bahn, dass man mit "Den Bösen(tm)" reden muss, wenn man etwas von denen will. Die regierende Politik und ihre Medien lernen vielleicht gerade, dass es kein Druckfehler ist, wenn das Wort "Diplomatie" im Wörterbuch nicht als Synonym für "Gespräch unter Gleichgesinnten" aufgeführt ist.