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  • archenoe

mehr als 1000 Beiträge seit 05.02.2004

Unterbestimmt

Die Diskussion ist unterbestimmt.

Hauptreferenz müsste folgende Veröffentlichung des RKI sein:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Impfquotenmonitoring.html

Dieses Impfquotenmonitoring gibt nach Bundesländern und Altersgruppen differenziert Auskunft über Impfquoten in Deutschland - Erstimpfung, Zweitimpfung, Auffrischungsimpfung (Booster).

Ausgewählte wichtige Daten aus der Excel-Datei sind folgende:
- vollständig geimpft = 2 in %
- vollständig Geimpfte unter den 60-Jährigen und Älteren = +60, 2 in %
- Auffrischungsimpfung = 3 in %
- Auffrischungsimpfung der 60-Jährigen und Älteren = +60, 3 in %

Zusätzlich aufgeführt:
- Tote je 100.000 = Covid-19-Todesfälle pro 100.000 Einwohnern des Bundeslandes
(https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1116058/umfrage/todesfaelle-mit-coronavirus-je-einwohner-nach-bundeslaendern/)
- Infektionsrate = gesamte positiv getestete Infektionen in % der Bevölkerung
(https://www.corona-in-zahlen.de/bundeslaender/)

Bundesl. / 2 / +60, 2 / 3 / +60, 3 / Tote je 100.000 / Infektionsrate / akt. Inzidenz

Sortiert nach Todesfällen pro 100.000 aufsteigend:

Schleswig-H... / 73,5 % / 90,6 % / 16,7 % / 35,5 % / .... 62 / 3,4 % / .. 142,1
Niedersachsen / 70,6 % / 88,7 % / 14,1 % / 28,4 % / .... 80 / 4,9 % / . 203,4
Bremen .......... / 80,4 % / 93,5 % / 15,4 % / 35,1 % / ..... 81 / 6,0 % / .. 172,3
Meckpomm .... / 67,2 % / 86,0 % / 13,7 % / 25,9 % / .... 83 / 4,8 % / .. 437,6
Hamburg ........ / 74,8 % / 87,5 % / 12,7 % / 28,2 % / ... 102 / 6,4 % / .. 213,2
Rheinl.-Pfalz .. / 68,4 % / 86,7 % / 14,2 % / 28,9 % / .. 105 / 6,0 % / .. 312,6
Berlin .............. / 69,5 % / 89,1 % / 17,6 % / 42,2, % / .. 105 / 7,8 % / .. 343,7
NRW ............... / 71,9 % / 88,7 % / 15,9 % / 32,5 % / ... 107 / 6,8 % / .. 290,2
Baden-Württ. .. / 67,0 % / 84,7 % / 13,5 % / 28,4 % / .. 107 / 7,9 % / ... 523,4
Saarland .......... / 75,2 % / 90,6 % / 17,0 % / 33,1 % / ... 114 / 6,6 % / .. 403,3
Hessen ........... / 67,8 % / 84,9 % / 12,5 % / 26,2 % / ... 130 / 6,8 % / .. 271,1
Bayern ............. / 67,1 % / 84,1 % / 15,6 % / 31,8 % / .... 136 / 9,0 % / . 529,6
Brandenburg .... / 62,4 % / 81,8 % / 12,6 % / 23,8 % / . 165 / 7,6 % / .. 646,9
Sachsen-Anh. . / 65,3 % / 85,1 % / 13,4 % / 24,9 % / ... 176 / 7,9 % / .. 841,3
Thüringen ....... / 62,9 % / 83,0 % / 14,9 % / 28,5 % / . 240 / 10,8 % / 1.036,7
Sachsen ........... / 58,4 % / 79,6 % / 11,8 % / 22,8 % / . 275 / 13,3 % / 1.227,1
Bundesgebiet .. / 68,8 % / 86,2 % / 14,7 % / 29,9 % / . 122 / 7,4 % / .. 439,2

Die Korrelationen sind trotz einiger Brüche und Disparatheiten insgesamt signifikant.

Der Vergleich zwischen Schleswig-Holstein und Sachsen ist exemplarisch und besonders aufschlussreich. Zwar ist das Durchschnittsalter in Schleswig-Holstein mit 45,4 etwas niedriger als in Sachsen mit 46,9 und auch die Einwohnerzahl je qkm ist etwas niedriger (183 : 221), was sich bzgl. der Todesfälle durch/mit Corona leicht positiv bemerkbar machen könnte, aber nicht einmal ein Viertel Todesfälle pro 100.000 Einwohner in Schleswig-Holstein im Vergleich zu Sachsen lässt sich damit nicht erklären.

Ins Auge springt der hohe Grad der Durchimpfung der Bevölkerung in Schleswig-Holstein einerseits und der deutlich niedrigsten Impfquoten in Sachsen im Vergleich zu allen anderen Bundesländern. Besonders deutlich ist auch der Abstand dieser beiden Bundesländer in den Impfquoten der 60+ (sowohl Doppel. als auch Auffrischimpfung).

Ebenso auffällig ist aber, dass Schleswig-Holstein die mit Abstand geringste Infektionsrate (3,4 %) in Deutschland hat und Sachsen spiegelbildlich dazu die mit Abstand höchste Infektionsrate (13.3 %) in Deutschland aufweist.

Diese beiden Korrelationen sind so eindeutig, dass auch ein virologischer und epidemiologischer Zusammenhang hochgradig wahrscheinlich ist. Je niedriger die Infektionsrate gehalten werden kann und je höher die Impfquote (v.a. Dingen auch der 60+) ist, desto weniger Covid-19-Todesfälle entstehen.

Man kann an obiger statistischer Übersicht noch vieles andere mehr ablesen. Nur einige Beispiele:
- Berlin kommt trotz ziemlich hoher Infektionsrate mit relativ hoher Impfquote unter den 60+ und mit der mit Abstand höchsten Quote der Auffrischungsimpfung der 60+ bzgl. der Todeszahlen bisher noch einigermaßen passabel durch die Pandemie.
- NRW belegt als bevölkerungsreichstes Bundesland mit mittleren Zahlen auch bei den Todesfällen einen mittleren Platz.
- Der Norden Deutschlands schneidet mit Abstand am besten ab. Die westliche Mitte und der Südwesten bewegen sich im Mittelfeld und der Süden und Südosten kommt bisher am schlechtesten durch die Coronakrise.
- Bis auf Mecklenburg-Vorpommern (im Norden) schneiden alle neuen Bundesländer signifikant schlechter ab als die alten Bundesländer.

Außerdem, was in der obigen Statistik nur indirekt abzulesen ist, bietet eine niedrige Infektionsrate, die mit wenigen Ausnahmen aktuell mit niedrigen Inzidenzen korrespondiert, auch die Möglichkeit, die Fälle von Long-Covid möglichst niedrig zu halten.

Das Konzept der Herdenimmunität über Infektionen erreichen zu wollen, wird einmal mehr als untauglich deutlich.

Dass bei solch unterschiedlichen Entwicklungen gefragt wird, worin die Ursachen für diese teils drastischen Unterschiede liegen könnten, ist leicht nachzuvollziehen. Der Mix an Erklärungsangeboten vom "Flurfunk" ist nicht sonderlich befriedigend, daraus aber einen großen Artikel und Angriff auf dieses öffentlich-rechtliche Format zu starten, scheint mir vorwiegend mit der Absicht verbunden zu sein, alle vom "Flurfunk" angerissenen Erklärungen pauschal in Abrede zu stellen, um sie nicht weiter diskutieren zu müssen.

Besonders auffällig ist die Abwehr möglicher Zusammenhänge zwischen politischer Einstellung oder auch politischer Sozialisation erheblicher Bevölkerungsteile und äußerst schlechter Pandemiebilanzen. Hier müsste fraglos genauer geforscht werden, aber die Korrelationen zwischen AfD-Hochburgen oder auch zwischen fast allen neuen Bundesländern und hohen Covid-Todesraten sind schon beeindruckend und fordern geradezu genauere Forschung. Bzgl. rechter politischer Einstellung und Pandemieuntauglichkeit dürfte dies relativ leicht fallen, bzgl. DDR-Sozialisation und Impfunwilligkeit schon deutlich schwerer.

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