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  • unbekannter Benutzer

14 Beiträge seit 05.06.2006

Fördern war nie wirklich vorgesehen!

Ich weiß gar nicht, was an diesen Erkenntnissen
so überraschend sein soll.

Dass dem Regelsatz ein Einkaufskorb von 1998
zugrunde gelegt wurde, war lange bekannt.
Dass alle Zusatzleistungen für Sozialhilfempfänger
gestrichen wurden und diese durch den Regelsatz
gar nicht abgedeckt sein konnten, sollte auch
jeder gewusst haben. Das Märchen von einem Mehr
für diese Gruppe konnte nur glauben, wer sich nicht
damit beschäftigt hat. Dazu bedarf es nun wirklich
keiner Analyse, sondern nur des gesunden  Menschenverstandes.

Die neuerliche Berechnung ist ebenfalls ein Witz. Man
kommt auf genau 344,76 Euro. Zufall? Natürlich nicht.
Man legt die 20.000 ärmsten Haushalte zugrunde. Was dort
nicht gebraucht wird, d. h. nicht mehr gekauft werden kann,
bleibt außen vor. Von 345 Euro wird sich niemand eine
neue Waschmaschine, einen Kühlschrank oder ein TV leisten
können. Sie werden zwar unter "Möbel, Apparate, Geräte"
mit 25 Euro aufgeführt, was aber wie alles andere völlig
unrealistisch ist.
Für derartige Sachen muss also ein Darlehen beantragt werden,
das von Beginn an mit festen monatlichen Beträgen
zurückgezahlt werden muss. Die sind nicht gerade niedrig.
Für die meisten ein unmögliches Unterfangen bei den
allgemeinen Preisen.

Somit ist der Regelsatz von 345 Euro bewusst getürkt. Für
Fahrtkosten stehen monatlich rund 18 Euro zur Verfügung. Damit
ist nicht einmal eine Fahrt zu einem Vorstellungsgespräch abgedeckt,
wenn es mehr als 12 km entfernt stattfinden soll. Bei uns hier
ist da monatlich maximal eine Busfahrt in die nächstgelegene
Kleinstadt drin. Man bindet die Menschen quasi fest, fordert
Flexibilität, macht diese jedoch unmöglich. Bewerbungskosten
sind z.B. überhaupt nicht aufgeführt. Porto etc. kommt nicht vor.

Für Wasser und Strom werden 25 Euro veranschlagt - viel zu wenig.
Für Telefon 18,70 Euro - ebenfalls viel zu wenig. Gaststättenbesuch
und Beherbung 9,50 Euro. Was soll man damit anfangen?
Gesundheitspflege
12,20 Euro. Eine Praxisgebühr und das Geld ist fast weg. Für
Medikamente
also so gut wie nichts. Körperpflege, die darunter fällt, brauchen
Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger nicht.

Für Versicherungen, Abtragung von Krediten und
Kontoführungsgebühren sind 18,70 Euro vorgesehen, die gehen allein
fürs Konto drauf, sodass der Rest von dem anderen Geld bestritten
werden muss. Versicherungen sind damit hinfällig. Abtragen von
Krediten ebenfalls.
Das Geld für Kultur und Freizeit von 34,20 monatlich ist natürlich
nur ein Pseudobetrag, um zu behaupten, dass diese Menschen von der
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht ausgeschlossen sind.
Tatsächlich sind sie aber davon völlig ausgeschlossen, denn das Geld
muss fürs Überleben herhalten.

Für Nahrung, Getränke und Tabak sind 118 Euro vorgesehen. Teilt man
diesen Betrag durch 30 (manchmal sind es 31 Tage), kommen pro Tag
3,93 Euro oder gar 3,80 Euro heraus. Da alles andere aber viel zu
niedrig angesetzt ist (Telefon, Wasser, Strom + Gesundheitspflege),
wird zum täglichen Leben noch weniger bleiben. Es sei denn, man
verzichtet dauerhaft auf Bekleidung (31 Euro), auf eine neue Brille,
Zahnsanierung, Medikamente etc. Heiz- und Stromkostennachzahlung
sind ebenfalls nicht im Regelbetrag aufgeführt, müssen also
aus anderen veranschlagten Berechnungen finanziert werden.
Heizkosten werden selten ganz übernommen, auch das kommt nicht vor.

Es ist entwürdigend, wie mit Menschen umgegangen wird, die
nachweislich,
weil zu alt, keinen Job mehr bekommen, aber Jahrzehntelang treu und
brav ihre Beiträge gezahlt haben. Schließlich wurden diese Beiträge
dazu gebraucht, anderen Bürgern Arbeitslosengeld und -hilfe zu
finanzieren.

Wer früher als Arbeitsloser sein Geld völlig zu Recht bezog, wird
heute als Schmarotzer dargestellt. Und viel dumme Bürger fallen auf
diese Hetzerei auch noch herein. Zumindest so lange, bis sie selbst
sich als "dazu gehörig" bezeichnen dürfen/müssen!

Das ist Ausbeuterei in großem Stil. Es war immer Ziel der Regierungen
der letzten Jahre, möglichst viele Arbeitslose "zu produzieren", die
dann billigst (1-Euro-Jobs, demnächst kostenlos) Arbeiten verrichten
müssen, die entlassene Mitarbeiter zuvor in Vollzeit durchgeführt
haben. So wird es munter weitergehen, denn fördern war nie wirklich
eingeplant. Man lässt die Katze jetzt aus dem Sack. Die Deutschen
werden sich noch wundern, wie weit es noch bergab gehen wird: bis zur
vollständigen Streichung von Bargeld. Wetten?


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