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  • cuthbert

mehr als 1000 Beiträge seit 14.02.2000

alles ganz hübsch

nun sei nicht brummlig, weil ich so schon anfange und es nach kritik
klingt (was richtig ist):

erstens:
damit klar ist, auf welcher seite der front ich stehe und wir uns die
ideologischen grabenkämpfe sparen können: das system, in dem wir
leben und das sich weltweit durchgesetzt hat, ist eine krankheit,
eine pest, ein entsetzliches unheil und ginge es nach mir: weg damit,
lieber heut als morgen, sofort wegputzen..., aber:

bevor über solche modelle, wie du sie als alternativen vorschlägst,
überhaupt sinnvoll diskutiert werden kann, muß man erstmal wissen,
was sache ist, also welche faktoren berücksichtigt werden müssen. wir
reden eigentlich, wenn wir heute über politik reden über eine art
großbiotop, wir reden über die zukunft der art oder von mir aus
gattung mensch... (achja, ich erhebe nicht mal zu nem zipfel den
anspruch auf vollständigkeit, auf auch nur annähernd hinreichende
sensibilität für die komplexität der ganzen sache, also zischt nicht,
wenn etwas zu fehlen scheint...)

zur sache:
der westen ist zwar die dominierende kultur auf der erde, aber das
ist er qua macht und wirkung, nicht zwingend wegen seiner
zivilisatorischen reife (frage: was sind die maßstäbe auf
zivilisatorischen ebene?) alle rezepte aus dem westen sind von ihm
geprägt, von seiner art zu denken, zu leben, zu wirtschaften usw
(kann man das verallgemeinern? ist unsere art zu denken usw
übertragbar? kann man voraussetzen, daß es weltweit verstanden würde?
nur verstanden, noch nicht mal geteilt...)

was macht den westen aus? zweckrationales denken, naturwissenschaft,
technologie als religionsersatz bzw als echte religion,
individualismus UND zentralisierung, kulturelle ignoranz gegenüber
dem tod - ein extrem wichtiges faktum

jetzt wird es schon schwierig, weil alles im zusammenhang steht, also
u.u. eins aus dem anderen (kausal) abgeleitet ist bzw als ableitung
eines höheren wirkprinzips betrachtet werden kann vielleicht auch
muß...

alles was im westen gedacht wird, ist erstmal nur gültig für den
westen. westen immer kulturell begriffen. 

was weiß der westen WIRKLICH von seiner umwelt? unser blick nach
außen ist - notwendig - ein kolonialer, weil wir natürlich auf der
basis westlicher maßstäbe unsere urteile fällen. das heißt auch:
unsere wissenschaft ist eine genuin westliche, also unserer art zu
denken geschuldet. 

ganz schwierig wird es damit in diesem kontext: auf grund seiner
dominanz gibt es de facto keine wirkungsmächtigen alternativen zu
diesem denken, dh, anderes denken, das zu ganz anderen
(wirkungsmächtigen) alternativen auch praktisch führen könnte (egal
ob gut oder schlecht) kann gar nicht zu einer praxis finden. das ist
- im art oder gattungskontext betrachtet auch etwas wie eine mentale
inzucht. auch westlich: unser kriterium ist kausalität,
folgerichtigkeit... das scheint erstmal trivial zu sein, aber die
unterschwellige voraussetzung dieses denkens ist auch, daß es -völlig
unreflektiert - immer davon ausgeht, daß alle notwendigen
informationen vorliegen und auch zugänglich sind. dem ist natürlich
nicht so, notwendigerweise, aber wir denken immer methodisch so, als
wäre dem so.

beispiel gefällig? stieglitz, der ökonom bekam seinen nobelpreis für
untersuchungen zum informationsfluß, zur zugänglichkeit im kontext
ökonomischen verhaltens und er fand heraus, daß informationen fast
immer ungleich verteilt sind. er bekam zwar den preis dafür, aber die
einsicht wird nicht oder kaum berücksichtigt in der politischen
praxis, es gibt wissen, daß uns nicht in den kram paßt, nicht weil
wir es nicht wollen, sondern weil es unser ganzes denken in frage
stellt.

ignoranz läuft sehr selten auf einer willentlichen ebene statt
sondern eben unreflektiert aus dem bauch heraus.

das sind alles interkulturelle probleme, die ich anriß und gewiß sehr
stümperhaft, wie auch nicht (gleiches problem, siehe oben): ich bin
aus dem westen, denke westlich und, ganz wichtig: ich bin nur EINER -
und treffe aussagen zum system. aber das denken von einem ist wie mit
ner lampe in einer unendlich großen und dunklen höhle herumleuchten,
die sich dazu noch ständig verändert. (daß sich auch das licht meiner
lampe ändert, weil ichmich ändere machts nicht einfacher) 
denken heißt, zustandsbeschreibungen erzeugen, die aussagen über ein
dynamisches system abgeben sollen, yep, das ist widersprüchlich bzw
die widersprüche dieses denkens sind notwendig und natürlich ist das
denken selbst unterkomplex, gefährlich unterkomplex, wird der welt
nicht gerecht, nicht mal der eigenen (selbstreflektion...)...

soviel für den moment. und wie gesagt, all das ist nur meine sicht
der dinge und durchaus ad hoc... vielleicht hänge ich noch was dran,

aber jetzt brauch ich n kaffee und die katz will gekrault werden...
gruß c.


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