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  • moggi torrez

mehr als 1000 Beiträge seit 24.11.2001

Halleluja! Die Grundrechte werden wieder gewährt

Jedenfalls bald in Deutschland, wenn eine neue Verordnung den Bundestag (und evtl. den Bundesrat) passiert. Aber nur für Geimpfte und Genesene.

Die verquere Logik geht so: Geimpfte sind gegen Infektionen geschützt und sie verbreiten keine Viren, können also untereinander zusammenkommen. Ungeimpfte und Ungenesene (das Wort fehlte bisher im Pandemie-Sprech) könnten aber einen Super-Spreader-Event auslösen unter den Geimpften und vor allem den Genesenen, denn man weiß ja nicht genau wie gut die Impfung schützt und wie lange die Genesenen immun sind. Vor allem könnten Ungeimpfte und Ungenesene untereinander epidemiologisch promisk werden, und das muß unbedingt verhindert werden. Infizierte Geimpfte oder Genesene stellen kategorisch keine Gefahr dar. Per Ukas.

Ich habe keine Lust, diesen Unfug logisch zu widerlegen. Lieber stelle ich mir eine Unterhaltung mit jemanden vor, der mich anläßlich einer Veranstaltung, einem Einkauf oder warum auch immer nach meinem (Impf-)Status fragt.

Sie wird ungefähr so ablaufen:

Er: Sind Sie geimpft?

Ich: Nein. Aber ich bin genesen.

Er: Haben Sie einen Attest dafür?

Ich: Nein. Ich war asymptomatisch krank, habe ich mich erholt, und nun bin ich genesen.

Er: Wieso haben Sie dann keinen Attest?

Ich: Weil ich mangels Symptome nicht zum Arzt ging. Deswegen konnte er mir keinen Attest ausstellen.

Er: Das hätten Sie aber machen sollen, dann hätten Sie einen Attest bekommen.

Ich: Wie soll das gehen? Ich weiß doch mangels Symptome gar nicht, wann genau ich asymptomatisch krank war. Ich kann doch nicht alle zwei Tage zum Arzt rennen und ihm vorjammern, ich sei asymptomatisch krank. Der hustet mir was. Natürlich mit Maske.

Er: Wie kann ich denn so wissen, daß Sie genesen sind?

Ich: Wenn ich es Ihnen doch sage!

Er: Das reicht mir nicht. Haben Sie einen Schnelltest oder einen PCR-Test gemacht?

Ich: Nein. Das erübrigt sich, weil ich bin ja schon genesen.

Er: Wann waren Sie denn erkrankt?

Ich: Irgendwann in den letzten 13 Monaten. Asymptomatisch. Seit dem die Regierung bekanntgab, daß es asymptomatisch Erkrankte gibt, bin ich sozusagen potentiell asymptomatisch dauer-erkrankt gewesen. Ich habe den Status aus Solidarität nicht verifizieren lassen, um meinen Arzt nicht zu überlasten. Wenn das jeder täte! wenn sich jeder dauernd seine Gesundheit zertifizieren lassen würde! dann - und erst dann - würde unser Gesundheits-System zusammenbrechen. Es ist aber äußerst wahrscheinlich, daß ich irgendwann in den letzen 13 Monaten mit dem Todes-Virus infiziert war und asymptomatisch dran erkrankte. Deswegen trage ich ja dauernd eine Maske. Und 13 Monate sind schließich eine lange Zeit und es gab und gibt viel Gelegenheit, nicht wahr.
...
Währenddessen wird die Schlange hinter mir immer länger.
...
Er: Das reicht alles nicht. Ich brauche einen Beweis dafür, daß sie entweder geimpft oder genesen sind.

Ich: Ist nicht nötig. Es genügt, daß ich Ihnen an Eides statt versichere, daß ich genesen bin.

Er: Wieso das denn?

Ich: Weil meine ganz persönlichen Gesundheitsdaten Sie nichts angehen. Und weil das viel mehr eidesstattliche Versicherung ist als die Verordnungen selbst beinhalten. Der Gesetzgeber behauptet, daß es asymptomatische Erkrankte gibt, liefert dazu aber keine fundierte wissenschaftliche Evidenz und gibt behelfsmäßig auch keinen Eid oder eine eidesstattliche Versicherung darauf ab. Kennen Sie "Schrödingers Katze"?

Ich erkläre ihm den Versuchsaufbau und die Kernaussage, daß man erst feststellen kann, ob die Katze tot oder lebendig ist wenn man nachschaut, wobei der Nachschauende das Ergebnis beeinflußt. Mittlerweile wächst sich der Ärger in der Schlange zu wüsten Beschimpfungen und Verwünschungen aus.

Er: Was hat das für praktische Relevanz?

Ich: Daß Sie hier ein Lazarett haben müßten, um darin direkt nachzuprüfen wer virulent ist. Je nachdem wohin der durchführende Arzt tendiert haben Sie dann mehr oder weniger Publikum und Geld in der Kasse.

Er: Das ist nicht möglich. Bleiben also die Vorschriften. Ich kann Sie hier nicht reinlassen. Bitte gehen Sie.

Ich: Ich werde das Haus und Sie wegen Diskriminierung verklagen.

Er: Tun Sie das. Aber jetzt machen Sie sich fort, Andere wollen auch noch hier rein.

Ich wende mich ab und gehe, schaue einmal zurück und sehe, wie der Türsteher von einem ziemlich verärgerten, grobschlächtigen Mann verdroschen wird. Ich greife - Selbstschutz, wissenschon - nicht ein.

Der Türsteher hat eh Glück. Schließlich ist ein Nasenbeinbruch viel hamloser als Covid-19. Ich wähle den Notruf auf dem Handy, der soll auch was zu tun haben. Ist ja schließlich sonst nix los. Und unterlassener Hilfeleistung will ich mich auch nicht schuldig machen, genausowenig wie die Security-Fritzen, die jeden ohne Maske Auftretenden aus dem Einkaufszentrum geleiten.

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