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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Linke und ihre Wirtschaftskompetenz

Auch wenn der oftmals stolz ausgerufene "Exportweltmeister" in puncto Außenhandelsüberschuss schon längst von China übertroffen wurde: Spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat Deutschland sein Geschäftsmodell am Ausland ausgerichtet.

Seit der industriellen Revolution und auch schon vorher war der Export ein wichtiger Faktor. Warum sind entlang des Rheins schon immer die wichtigsten Wirtschaftszentren gewesen? Na, weil sich damit die Waren so toll transportieren lassen. Daher waren die Niederländer einmal, trotz der geringen Größe, eine führende Macht in Europa.
Warum gab es die große Hungersnot im WK I? Weil der Außenhandel zusammenbrach und man damals das Volk mit den heimischen Ressourcen nicht ausreichend versorgen konnte.

Ursache und Wirkung vertauscht werden, ist der Grund dafür nicht Putins Einmarsch in die Ukraine – sondern die Maßnahmen, die deshalb ergriffen wurden.

So, so. Um das Kind einmal beim Namen zu nennen:
Es war Russland, dass einseitig die Verträge gebrochen hatte. Und das schön schleichend.
Da wurden Forderungen gestellt, die nicht vertragskonform waren. Da wurde einfach der Transit durch die Pipelines verringert und hinterher sogar ganz eingestellt.
Und nach russischer Art wurden ja keine konkreten Forderungen gestellt oder verhandelt, sondern devotes Verhalten erwartet, das dann ggf. wieder zur Gunst des Kreml geführt hätte. Manche mögen ja auf so etwas stehen. Ich habe aber den aufrechten Gang gelernt.

Doch die Sanktionen erfüllen offenbar noch nicht das erklärte Ziel der deutschen Außenministerin, die Atommacht Russland "zu ruinieren". Vielmehr droht der Wirtschaftskrieg gegen Russland die deutsche Bevölkerung in den Ruin zu treiben. Die Preise für Benzin, Gas und Strom zwingen Privatpersonen zum Verzicht und stürzen Arme in existenzielle Not.

Das muss alles aus einer alternativen Realität sein.
Ein Ruin von Russland war nie das Ziel. Aber die Sanktionen kann man nur als einen vollen Erfolg bezeichnen. Die tollen, neuen Waffen, die 2015 bei der Parade auf dem Roten Platz gezeigt wurden, kranken alle daran, dass wichtige Teile dieser Systeme aus Deutschland und dem Westen stammen. Die Ukrainer bekommen hochmoderne Waffen aus dem Westen und in Russland wird das alte Gerümpel wieder zusammengeflickt.
Waffensystem, teilweise aus den 1960'er Jahren, mit den bekannten Schwachstellen, die eine Bekämpfung sehr einfach machen.
Das Waffensystem, das den Ukrainern im Moment etwas Kopfzerbrechen bereitet, stammt aus dem Iran. Was für ein Offenbarungseid für eine gefühlte Supermacht.

Schon 2021 konnten laut Statistischem Bundesamt 31,9 Prozent der deutschen Haushalte unerwartete Ausgaben von 1.150 Euro oder mehr nicht selbst tragen.

Ach Deutschland, deine Statistiken. Also 77% aller Haushalte haben mindestens einen PKW. Die 1.150 € sind die Kosten des unteren Randes einer mittleren Reparatur.
Wer die nicht irgendwie stemmen kann, der kann auch keinen PKW halten.
Die rund 7,5% Hartzel-Haushalte kann man da auch abziehen, weil bei denen der Staat entweder die Warmmiete sowieso komplett übernimmt oder für Wärme eine Pauschale von Staat erhalten.
Auf der anderen Seite konnten 2018 nur 14,7% der Hauhalte nicht für eine Woche in den Urlaub fahren. Was man auch mit 1.150€ pro Haushalt veranschlagen kann.
Selbstverständlich ist für das Gros der Bevölkerung die 1.150€ ärgerliches Geld, dass nicht irgendwo herumliegt.
Ohne jetzt jeden Einzelfall betrachten, wir reden hier nicht von der großen Katastrophe.

Wenn wir in etwa zehn Jahren auf die aktuelle Energiekrise zurückblicken werden, könnten wir diese Zeit als Ausgangspunkt für eine beschleunigte Deindustrialisierung in Deutschland betrachten.

Klappern gehört auch bei Wirtschaft zum Handwerk.
Um die ganze Sache einmal nüchtern zu betrachten:
Deutschland muss, jenseits des Verfeuerns von Braunkohle, die Energie importieren und hat damit einem ernormen Wettbewerbsnachteil gegenüber Staaten, welche die Energieträger selber zur Verfügung haben.
Das Zeug muss also nach Deutschland geschafft werden, dafür fallen Steuern, Fahrtkosten und Transitgebühren an. Auch beim Gas aus Russland. Die russische Volkswirtschaft lebt vom Verkauf der Ressourcen Russlands.

Das Hauptproblem sind aber garnicht die Energiekosten, sondern die Lohnkosten.
Deutschland deindustrialisiert sich schon sehr lange.
Konnte man vor der Wiedervereinigung nach bei den meisten Artikel ein "Made in (W.)Germany" finden, steht dort heute "Made in China" drauf.
Selbst Vorprodukte der Arzneimittelindustrie und chemischen Industrie werden nicht mehr in Deutschland gefertigt, weil selbst bei solch hochautomatisierten Prozessen die Lohnkosten zu hoch sind. Hinzu kommt dass das Thema Umwelt und CO2-Ausstoß in China und Indien, der "Apotheke der Welt", kaum eine Rolle spielt.

Was wurde in Berlin in den vergangenen 30 Jahren gemacht, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu erhalten?
1.) Ansiedlung von Industrien mit viel Steuergeld an fragwürdigen Standorten. Ein schönes, aktuelle Beispiel ist die Industrieansiedlung von Tesla und Co. in Brandenburg. Ein absehbares Wasserproblem, Alle Rohstoffe und Energie müssen kostenintensiv vor Ort geschafft werden. Mit anderen Worten: Man schafft sich Subventionsbuden, statt den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und damit die Einnahmen unserer Volkswirtschaft zu garantieren. Dafür läßt man gerne woanders die Infrastruktur herumtergammeln und wundert sich, dass dort die Kosten steigen.
2.) Keine aktive Standortpolitik, die heimische Industrien schützt, sondern genau das Gegenteil.
3.) Selbstgeschaffener Fachkräftemangel in der Industrie. Auch befeuert durch den hohen Mindestlohn und das absurde Pampern von Jobs im sozialen Bereich. Auch das ewige Armutsgefasel. Klar schieben die Leute dann lieber den Essenswagen über die Gänge, als sich die Hände schmutzig und den Rücken krumm zu machen.

....
Darüber kann man dicke Bücher schreiben.
Fakt ist jedenfalls, dass die Lebensader des deutschen Wohlstands immer schwächer wird, während die Konkurrenz immer besser wird. Aber nach dem Lastenfahrrad wird sicher auch bald der Eselskarren wieder schwer in Mode kommen.
Weil die geborgte Zeit bald aufgelaufen ist.

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