P.Frei schrieb am 20.05.2016 14:57:
... wäre als erstes zu klären.
Fündig wird man zum vom Deutschlandfunk herangezogenen Einzelfall Hryschtschenko hier:
http://hromadskeradio.org/ru/programs/kyiv-donbas/plennye-na-donbasse-mogut-ne-dozhit-do-sleduyushchih-peregovorov-pravozashchitnikiBei Frau Adler, Deutschlandfunk heißt es http://www.deutschlandfunk.de/ostukraine-folter-angst-und-willkuer.724.de.html?dram:article_id=354473:
"Denn Oleksander Hryschtschenko hatte einen Fotoapparat bei sich, als er den Separatisten in die Hände fiel. Mit Aufnahmen von proukrainischen Demonstrationen in Lugansk, Putin-kritischen Plakaten."
Im Interview von Hromadske Radio heißt es:
Меня обыскали, у меня был фотоаппарат, на котором были запечатлены баррикады Майдана.
Wenn ich es richtig verstehe also Aufnahmen der geschlossenen Barrikaden des Maidans. Ob der Maidan als Platz in Kiew oder der Lugansker Euromaidan als Bewegung gemeint ist, erschließt sich mir hier nicht ganz.
In dem von Ihnen verlinkten Radiointerview sagt er bei 2:07, er habe auf seinem Telefon Aufnahmen Aufnahmen des kleinen Lugansker Maidan dabei gehabt, sowie Aufnahmen der Kiewer Barrikaden.
Die "Putin-kritischen Plakate" hat offenbar Frau Adler dazugedichtet.
Allerdings kann das trotzdem der Verhaftungsgrund gewesen sein, weil der Mann (zumindest ist der Name und der Wihnort der gleiche) bei vkontakte schon im Dezember 2013 etliche Fotos eingestellt hat http://vk.com/photos180175620, die Demonstranten mit ukrainischen Fahnen und Fahnen der Swoboda-Partei zeigen.
Im Radiobericht ist nur von einem Mord die Rede, bei dem Hryschtschenko Zeuge gewesen sein will (erschlagen wegen einer Äußerung zur Einheit der Ukraine). Im Bericht vom Deutschlandfunk war Grischenko Zeuge von 3 Tötungen.
Es gibt also durchaus Widersprüche in den Darstellungen, und zwar mehr als die hier aufgeführten.
Es dürfte sich übrigens um diesen "Oleksander Hryschtschenko" handeln:
http://vk.com/id180175620 - macht einen sehr pro-EU-Eindruck.
Sollte es der selbe Hryschtschenko sein, wofür einiges spricht, ist festzustellen, dass der Account im Juni und Juli 2014 von Oleksander Hryschtschenko noch bedient wurde. Das korreliert nicht mit einer Verhaftung im Juni 2014 und einer 4-monatigen Haft.Der Account wurde ab 07.Juli nicht mehr durch Grischenko bedient.Ich bin mir nicht sicher ob Grischenko wirklich das erlebt hat, was er behauptet, erlebt gehabt zu haben.
In dem Radiointerview erwähnt er die Narbe nebst der Tortur, in die Adlers Bericht zum zentralen Folterbeweis wird, überhaupt nicht. Was natürlich merkwürdig ist.
Das hier: "Er erklärte jedes einzelne Instrument und sagte, dass er mir mit der Knochensäge Stück für Stück die Finger absägen wolle. Er setzte die Säge zwischen Ring- und kleinem Finger an. Hier ist die Narbe. Es war furchtbar. Schmerzhaft. Ich flehte ihn an, mich nicht zu verstümmeln." (aus Adlers Artikel)
Dafür, dass Adler auch in diesem Bericht falsch spielt, gibt es ein klares Indiz. Sie schreibt:
"Sie sollten aussagen, denn der sogenannte Ministerpräsident von Lugansk, Igor Plotnitzki, wollte Batman angeblich den Prozess machen. Dazu kam es bis heute nicht ..."
Dem mutmaßlichen Folterer Batman ist der Prozess gemacht worden, und zwar ein kurzer. Er wurde am 1. Januar 2015 gemeinsam mit seinem bewaffneten Begleitschutz von einer Sondereinheit der LNR liquidiert, anschließend wurden auf einer Pressekonferenz die Foltervorwürfe gegen Batman/Bednow vorgestellt, worauf Hr. Heyden im Artikel hinweist.
Genau diese Art der Berichterstattung Adlers macht es eben schwer, ihr irgendwas zu glauben. Die Frau geht mit der Wahrheit taktisch um; in diesem Falle hätte wohl ihrer Meinung nach die Liquidierung Batmans/Bednows ein zu gutes Licht auf Plotnitzki werfen können.
Kommen wir zurück zu Herrn Hryschtschenko. Der hat sich als offenkundiger Maidan-Anhänger auf seiner vk.com-Seite bis zum 7. Juli zu Teil sehr drastisch über seine Mitbürger bzw. politischen Gegner ausgelassen. "Kolorady"/Kartoffelkäfer, "An den Galgen mit dem Abschaum" (27. Mai), "Den Hunden gebührt der Hundetod!" (7. Juli), "Mehr Invasorenleichen, und schneller! Es lebe die Nationalgarde!" (25. Juni) und so weiter.
> http://vk.com/id180175620
Alles niedergeschrieben, während die erwähnte Nationalgarde gerade seine Stadt und ihre Bewohner bombardierte, weil Kiew die Forderungen nach einer Föderalisierung nicht akzeptierte.
Nun gilt zwar auch für ihn die Unschuldsvermutung, aber nach dem Lesen seiner V-Kontakte-Seite wäre ich mir nicht so sicher, ob er gerade seine Fische füttern wollte, als er verhaftet wurde und ob er sich bei seinen nachfolgenden Berichten nicht auch von seinem offenkundigen Hass leiten ließ.
Dass er gefoltert wurde nehme ich ihm ab. Nur die Details der Folter oder auch die angeblichen Gespräche mit Hunderten anderer Gefangener, da hätte ich dann doch Zweifel.
MfG
Holzbank