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  • Medienbeobacher

mehr als 1000 Beiträge seit 23.01.2009

Legitimation für einen Krieg?

Amnesty: 13.000 Menschen in syrischem Gefängnis ermordet (wie viele Medien schreiben)

Zur Überschrift "13.000 Menschen in syrischem Gefängnis ermordet": Diese Aussage stimmt so nicht und ist vollkommen unseriös! Die Angabe zwischen 5.000 und 13.000 Menschen reicht von Vermutung bis zur Greulpropaganda! Man könnte fast glauben, dass hier eine Legitimation für einen Krieg gesucht wird.

Dabei müssen es wohl mindestens 5000 Tote sein, um eine militärische Aktion zu rechtfertigen?

Zur Zeit sind die Kämpfe in Idlib wieder heftiger aufgebrochen. Nach Aleppo konzentriert sich das Engagement des Westens auf diese Region. Bisher habe ich leider noch keine Antwort von www.syrienhilfe.org bekommen, ob und warum sie nur in Idlib helfen. Ähnlich sieht es beim Syria Recovery Trust Fund (http://www.srtfund.org/) aus. Siehe auch: http://www.srtfund.org/articles/9_contributions - hier weiß man nicht einmal genau, ob das Geld nicht auch an Terroristen geht.

Aber zurück zum Thema: Die Behauptungen von AI müssen belegt werden. Es gibt sicherlich Folter in den syrischen Militärgefängnissen ... Das muss aufgedeckt werden. Wenn allerdings Zahlen wage und nicht belegbar sind, dann ist das ebenfalls zu verurteilen. Sollte es hier um Propaganda anstatt um Aufklärung gehen, muss das ebenfalls in der Öffentlichkeit thematisiert werden.

Amnesty hier der Wortlaut:
07. Februar 2017 - Zwischen 2011 und 2015 wurden im syrischen Militärgefängnis Saydnaya zwischen 5.000 und 13.000 Menschen im Geheimen gehängt. Dies belegt der neue Amnesty-Bericht "Human slaughterhouse: Mass hangings and extermination at Saydnaya prison, Syria"
siehe: www.amnesty.de/2017/2/7/syrien-tausende-tote-bei-massenhinrichtungen-im-saydnaya-gefaengnis?destination=startseite

amnesty.ch: USA lassen in Syrien foltern
November 2008:
Maher Arar wurde in Syrien fast ein Jahr lang schwer gefoltert und misshandelt. Die syrischen Folterknechte verhörten den kanadischen Staatsbürger syrischer Herkunft im Auftrag der USA, die ihn als Terrorismusverdächtigen einstuften und nach Syrien überstellten. Obwohl er mittlerweile von einer kanadischen Untersuchungskommission von jeglichem Verdacht freigesprochen wurde, findet der Informatiker keine Arbeit mehr.
siehe: www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/publikationen/magazin-amnesty/2008-4/usa-lassen-in-syrien-foltern

AI hat leider (!) in den letzten Jahrzehnten an Vertrauen verloren. Dazu:

Wikipedia: Als Brutkastenlüge wird die über längere Zeit als Tatsache verbreitete Lüge bezeichnet, dass irakische Soldaten bei der Invasion Kuwaits im August 1990, dem Beginn des Zweiten Golfkriegs, kuwaitische Frühgeborene getötet hätten, indem sie diese aus ihren Brutkästen gerissen und auf dem Boden hätten sterben lassen. Diese wurde 1990 von Nayirah as-Sabah (auch Naijirah) im Kongress der Vereinigten Staaten kolportiert.

Sie hatte Einfluss auf die öffentliche Debatte über die Notwendigkeit eines militärischen Eingreifens zugunsten Kuwaits und wurde unter anderem vom damaligen US-Präsidenten George H. W. Bush und von Menschenrechtsorganisationen vielfach zitiert. Erst nach der US-geführten militärischen Intervention zur Befreiung Kuwaits stellte sich die Geschichte als Erfindung der amerikanischen PR-Agentur Hill & Knowlton heraus. Diese war von der im Exil befindlichen kuwaitischen Regierung bezahlt worden, um eine Rückeroberung Kuwaits mittels Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.

.... Nayirahs Darstellung spielte eine große Rolle bei der Entscheidungsfindung der USA über eine Intervention im Irak. Präsident Bush erwähnte die Geschichte in wenigen Wochen mindestens zehnmal. Amnesty International veröffentlichte am 19. Dezember 1990, über drei Monate nach dem Auftritt des Mädchens, einen 84-seitigen Bericht über Menschenrechtsverletzungen in Kuwait, der die Brutkastenlüge enthielt.

Folgende Beschwerde ging von mir an den Presserat:

Sehr geehrte Damen und Herren,
ein Artikel von Amnesty Deutschland wurde heute von zahlreichen Redaktionen falsch wiedergegeben.

Amnesty Deutschland:
07. Februar 2017 - Zwischen 2011 und 2015 wurden im syrischen Militärgefängnis Saydnaya zwischen 5.000 und 13.000 Menschen im Geheimen gehängt. Dies belegt der neue Amnesty-Bericht "Human slaughterhouse: Mass hangings and extermination at Saydnaya prison, Syria". Bei den meisten Getöteten handelt es sich um Zivilisten, denen Kritik an der Regierung vorgeworfen wird. Der Bericht basiert auf den Schilderungen von 84 Zeugen und Experten, darunter Gefängniswärter und Behördenvertreter, aber auch ehemalige Häftlinge, Richter und Anwälte.
siehe:
www.amnesty.de/2017/2/7/syrien-tausende-tote-bei-massenhinrichtungen-im-saydnaya-gefaengnis?destination=startseite

Dieser Beitrag von AI wurde jetzt von verschiedenen Redaktionen falsch wiedergegeben, nämlich mit der Überschrift: "Amnesty: 13.000 Menschen in syrischem Gefängnis ermordet"

Es liegt keine konkrete Zahl vor, wie viele Menschen wirklich in syrischen Gefängnissen getötet wurden. Ob und wie seriös diese Zahlen sind, scheint ebenfalls nicht besonders hinterfragt worden zu sein. Alleine die Angabe zwischen 5.000 und 13.000 Menschen ist extrem wage. Daraus jetzt 13.000 zu machen, kann man schon als Propaganda bezeichnen.

Ich habe mich an die TAZ, die Frankfurter Rundschau und an das Neue Deutschland gewandt.
Die Frankfurter Rundschau und die TAZ haben die Überschrift mittlerweile geändert. Das Neue Deutschland verbreitet weiterhin diese falsche Zahl.

Ich möchte Sie bitten, dieser Sache nachzugehen. ...

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (07.02.2017 21:04).

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