Das Wort "Amerikaner" ist falsch, wenn es Bürger (meist zudem eh nicht Joe Sixpack, sondern gewisse Eliten innerhalb des US-Imperialismus) meint.
Das Wort ist so falsch wie das mittlerweile genauso gebräuchliche "Europa", wenn die Verwender die "EU" meinen.
Oder, auch das sehr unerträglich: "die Weltgemeinschaft", wenn es nur die Eliten von Staaten meint, deren Einwohnerzahl 10% derer des Planeten ausmacht: Schon wenn China und Indien etwas nicht so sehen, übergeht das dummdreiste "die Weltgemeinschaft" ein Drittel ebendieser.
Ich beende die Auflistung hier, obwohl Ihnen und mir sicher unzählige weitere Beispiele einfallen.
Warum ist das nicht Haarspalterei, sondern wichtig?
Weil Sprache aus sich heraus den Diskussionsraum festlegt.
Wer Narrative wie "Amerika", "Rebellen vs. Regime" / "Terroristen vs. Regierung", "westliche Werte" (wirklich humanistische Werte wie die Kants dürften dagegen global ziemlich zustimmungsfähig sein - aber das zu diskutieren würde den Rahmen hier sprengen) verwendet, der legt implizit schon einen Konsensrahmen fest.
Der Postillon hatte dazu ein grandioses Beispiel:
http://www.der-postillon.com/2016/11/alessul.html
Dieser Sprach-Rahmen ist mittlerweile in der "Freien Welt" so festgefügt, daß gerade Journalisten ("Pre$$titutes, wie M. Bröckers sie nennt) zur Welterkennung gar nicht mehr fähig sind: Weil das, was sie erleben - von Trump und der europäischen Rechten bis ISIS und Ukraine, nicht in die Narrative passt, die sie - falsch - für gegeben halten.
Ich will also mit meiner Kritik am Wort "Amerikaner" eben nicht beleidigen, sondern - ja, natürlich (bewußt) provokant - mit meinem Einwurf dazu anregen, Sprache zu hinterfragen, Erkenntnis zu erlangen.
Sprache transportiert Inhalte - und verdient daher höchste Beachtung.
"Schöne", jedenfalls lehrreiche, Beispiele dazu finden Sie in jeder "Nachrichten"-Sendung:
Gern durch Zuschreibungen wie "pro-russisch", "gemäßigt", "gewöhnlich zuverlässig", aber auch durch Worte wie "kritisiert" oder "poltert". Ob unterschiedliche Meinungen als "Vielfalt" oder als "offener Streit" bezeichnet werden.
Zur Sprache gehört übrigens dabei auch, was nicht gesagt wird.
Wenn beispielsweise SPON einen Artikel über die neuen Kämpfe in der Ostukraine mit Bildern garniert, die ukrainische Panzer an einem Ort zeigen, an dem sie laut Minsker abkommen nicht sein dürfen, dies im Artikel aber nicht mal thematisiert, sondern, wie immer, nach Osten zeigt, dann ist das nicht mit "Versehen" zu erklären:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/ostukraine-der-stellungskrieg-von-awdijiwka-a-1132665.html