also kein 100%-iges Nein ...
Warum wissen wir, dass Folter schlecht ist?
Wir denken dann an die Inquisition, Gestapo-Verhöre...
Und die haben zwei Eigenschaften:
1. sie foltern wegen bekloppter Gesinnungsverbrechen ("nicht an den richtigen Gott geglaubt", "nicht dem glorrrrreichen Führer gefolgt" ...) in einem bekloppten Gesinnungs-staat (mittelalterliche Kirche, Nazireich ...)
2. sie foltern, um die Schuldigkeit überhaupt erst herauszufinden: die "Hexe" wird ja erst durch ihr "Geständnis" die Schuldige
Und daher rührt die Abscheu: Folter geht ja gar nicht !!!
Wenn es aber stattdessen
1. darum geht, ein unschuldiges entführtes Kinderleben zu retten
2. klar ist, dass der zu Folternde der Täter IST (also nicht Folterung-auf-Verdacht)
= dann seh ich es als nicht mehr sooo undenkbar!
Ist es dann wirklich besser - nur um eine juristisch blütenweiße Weste zu bewahren - den Täter grinsend dasitzen zu lassen, während jetzt, gerade jetzt ein unschuldiges Kind vielleicht stirbt, und dieser Arsch bräuchte nur eine Aussage zu machen, um es zu retten?
Aber ich glaube - heutzutage haben die Leute die Fähigkeit verloren, in jedem Einzelfall eine präzise (auf genau diese Einzelfallsituation abgewogene) ethische Entscheidung zu treffen ... für sie ist alles immer gleich ein "Dammbruch" = wer heute Folter in den Bereich des Denkmöglichen rückt, wird morgen völlig zum Folterknecht werden ...
Nein!
Heute eine präzise Einzelfallentscheidung nach sauberen Kriterien treffen.
Morgen auch, eine andere präzise Einzelfallentscheidung treffen.
Übermorgen auch.
Überübermogen auch.
Man MUSS nie in die Lust am Foltern abgleiten.
Das passiert nur Leuten - die eine starre, politisch-korrekte Alles-oder-Nichts Moral haben. Sie sind wie Leute, die nur Abstinenzler oder Säufer sein können, aber nichts dazwischen.
P.S.: Dennoch finde ich dieses Filmprojekt der ARD schändlich.
In einem scheinbar ergebnisoffenen Film durch subtile künstlerische Mittel¹ doch die eine gewollte Lösung vorzugeben: "Folter ist schon manchmal okay." Erneut, wie beim Film "Terror", wollen sie verfassungsrechtliche Elemente erodieren (kein Einsatz der Armee im Innern!), zu denen wir aus bitteren Erfahrungen 1945 gekommen waren. Schändlich! Ein Staatssender, der seinen Zwangsbeitrag dazu verwendet, die Staatsverfassung weg zu nagen ...
¹ hier ist Suchsland wirklich in seinem Element, das gut beschreiben zu können! Hier mag ich ihn! Man muss auch mal jemand in einem Gebiet mögen können, mit dem man in einem andern Gebiet überhaupt nicht übereinstimmt!