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  • Wagenrecht

mehr als 1000 Beiträge seit 29.05.2021

Problem nicht verstanden

Wenn man sich mit Argumenten anderer beschäftigt, sollte man sich auch mit eben diesen Argumenten beschäftigen anstatt an Ihnen vorbei zu gehen und sie gar nicht zu berücksichtigen. Tatsächlich hat die Autorin sich hier einen Strohmann aufgebaut.

Die Befürchtung, der Neubau würde stets die Einsparungen überwiegen, ist also unbegründet.

Die Autorin ist in keinem Punkt auf das eigentliche Argument eingegangen. Sondern hat genau den Fehler begangen, den ich kritisiere, ohne sich mit eben diesem kritischen Punkt zu beschäftigen.

Ich habe zu keiner Zeit bestritten, dass sich die einzelne Anlage gegenüber einer vergleichbaren konventionellen Anlage amortisiert, auch nicht, wenn noch der nötige Speicher hinzu kommt. Der verlängert lediglich die Amortisationszeit. Der Punkt, an dem die Autorin völlig vorbeigegangen ist, ist ein ganz anderer.

Es wird ja nicht nur eine Anlage oder eine Charge von Anlagen gebaut. Sondern kontinuierlich Anlagen, und das sogar im wachsendem Maße. Bisher sogar mit einem exponentiellem Wachstum, und das müsste auch noch lange so bleiben, soll vollständig umgestellt werden.

Hier mal das Grundproblem an einen Zahlenbeispiel:

Stell Dir vor, Du nimmst einen Kredit auf. 100 €. Und investierst das, so dass Du pro Jahr 20 € verdienst.

Jahr 1:

100 € aufgenommen
20 € verdient
Schuldenstand Ende Jahr 1: 80 €

Du denkst Dir, hey, großartig, in 5 Jahren habe ich die Schulden abbezahlt, das Investment hat sich amortisiert, ab da verdiene ich bis zum Ende der Laufzeit der Anlage jedes Jahr 20 €. Großartiges Geschäft. Ich investiere mehr. Das Doppelte. Nehme entsprechend Kredit auf.

Jahr 2:

80 € Altschulden
20 € wieder verdient
200 € Neuschulden.
40 € zusätzlich verdient
Schuldenstand Ende Jahr 2: 220 €.

Deine Schulden sind gewachsen. Trotz zunehmender Einnahmen.

Jahr 3:

Du denkst, großartiges Geschäft. Je mehr ich das mache, umso mehr verdiene ich. Ich verdopple noch mal:

220 € Altschulden
60 € wieder verdient
400 € Neuschulden
80 € zusätzlich verdient.
Schuldenstand Ende Jahr 3: 480 €.

Deine Schulden sind erneut gewachsen, obwohl Du immer mehr "verdienst".

Jahr 4:

Du denkst, großartiges Geschäft. Je mehr ich das mache, umso mehr verdiene ich. Ich verdopple noch mal. Ist doch ein großartiges Investment.

Und so weiter. Bis man die Schulden nicht mehr bedienen kann und Pleite ist. Und da haben wir noch nicht über Zinsen gesprochen.

Das ist eine Schuldenfalle. Und in genau diese Schuldenfalle laufen wir hinein. Sowohl bzgl. des CO2-Ausstoßes als auch bezüglich anderer damit einher gehender Umweltschäden und auch finanziell.

Die berechnete Energy Payback Time, also die energetische Amortisationszeit, der betrachteten Windenergieanlagen wird stark von anlagen- und standortspezifischen Einflussfaktoren beeinflusst. Die Ergebnisse zeigen, dass die über den Lebenszyklus der untersuchten Anlagen eingesetzte Primärenergie je nach Standort und gewähltem Referenzstrommix bereits nach 2,5 bis 11 Monaten Anlagenlaufzeit in Form des erzeugten Windstroms zurückgewonnen werden kann.

Das kann unmöglich richtig sein. Es dauert vom Zeitpunkt der Erteilung sämtlicher Genehmigungen bis zur Inbetriebnahme der Anlage ca. 1 Jahr, eher länger. Allerdings beginnt der CO2-Ausstoß bzw. der Bau nicht erst mit Erteilung sämtlicher Genehmigungen, sondern deutlich früher. Insbesondere auch bei der Schaffung der nötigen Bauvoraussetzungen wie Infrastruktur, Logistik, Rohstoffe, Gerätschaften, etc.. Der CO2-Ausstoß beginnt bereits mehrere Jahre bevor alle Genehmigungen vorliegen, dann noch ein weiteres Jahr, ab Abschluss des Genehmigungsverfahrens bis zur Inbetriebnahme. Wir haben also bereits vor Inbetriebnahme mehrere Jahre Investitionsphase. Und erst ab Inbetriebnahme beginnt die Möglichkeit zu sparen, nicht vorher. Und das auch nur relativ, absolut ja sowieso nicht.

Ab da dauert es dann noch, bis es zu einer Amortisation kommt. Allerdings muss dafür dann auch noch der nötige Speicher, ersatzweise die nötige parallele konventionelle Energie, mit einberechnet werden. Selbst ohne dass sind diese 2,5 bis 11 Monate zu kurz, es ist eher etwas über einem Jahr, hinzu wie gesagt die Amortisation des Speichers und die ganze Vorlaufzeit. Unter 5 Jahren gibt das nichts, eher 7 Jahre plus. Und da haben wir noch nicht über Zinsen gesprochen.

Nebenbei: ich habe mich auch bereits sehr oft für regenerative Energie ausgesprochen. Aber eben nicht in der Form, in der wir es betreiben. Denn das ist so in dieser Weise leider kontraproduktiv. Die einzige tatsächliche Möglichkeit liegt darin, in hohem Umfang Energie zu sparen .- und zwar über 50%. Und in diese Einsparung hinein auslaufende Anlagen, sofern sie überhaupt ersetzt werden müssen, dann regenerativ zu ersetzen. So, und nur so, kann die Umweltbelastung sowohl kurz- als auch langfristig reduziert werden.

Stattdessen erhöhen wir laufend unserer Energiekonsum sowie die Konsumprodukte, für die wir diese Energie benötigen, und setzen dafür letztendlich zusätzlich regenerative Energien ein, spätestens grenzüberschreitend, die sich von daher auch in Summe nicht amortisiert, zumindest nicht dieses Jahrhundert. Und wahrscheinlich auch das Jahrhundert danach nicht bzw. nie! Das hängt am Zinssatz.

Liebe Frau Jutta Blume,

Thema verfehlt, setzen, sechs.

Mit hzlichen Grüßen
Wagenrecht

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (11.01.2022 01:52).

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