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  • Rainer-ich

mehr als 1000 Beiträge seit 06.01.2014

Nö, das waren undichte Kondensatabscheider

Vom Nil schrieb am 06.08.2022 19:09:

...Wenn es dann abgerundete "Deckenecke" gibt, wie in den 'Gründerzeithäusern' kann da auch nichts passieren, zumal die oftmals für offene Feuer (Gasbeleuchtung) ausgelegt waren. Das in Mietskasernen Schimmel an den Wänden entstand - Überbelegung und Geldmangel zum Kauf von Heizmaterial....

Es geht bei der Schimmelentstehung um feuchte Stellen, die sich bei Taupunktunterschreiten vollautomatisch bilden.
Der Taupunkt hängt mit der relativen(!) Luftfeuchte und Temperatur zusammen.

Noch vor wenigen Jahrzehnten waren kalte einfachverglaste Fenster, meist ohne Dichtungen, der Hygieneaufwand (tägliches Duschen, aller Tage große Wäsche mit Trocknen in der Wohnung) nicht ganz so verbreitet u.s.w. und Heizkostengeizerei in sterilen Nichtraucherwohnungen nicht ganz so üblich.
Früher trat trotzdem weniger Schimmel auf: Warum?
Weil die einfachen Fensterscheiben der kälteste Punkt in der Wohnung waren, am besten noch mit Ablaufrinne auf der Innenfensterbank mit darunterliegendem Zinknapf. Eisblumen waren im Winter selbstverständlich. Das Wasser welches an den Scheiben kondensiert und abläuft kann nicht mehr die Wände befeuchten.
Durch Fensterundichtigkeiten, meist noch in Verbindung mit raumluftabhängigen Öfen gabs immer einen gewissen Luftzug/Luftwechsel, der absolut trockene Außenluft durch die Räume strömen ließ.
Heute wird heizkostengegeizt, durch die dichten Fenster mit warmer Oberfläche kommt nix, gelüftet wird kaum, weil nix stinkt(und wenn wird eher mit Duftölen, -kerzen gegengesteuert), die verbreitete Fenster-Kippfunktion erlaubt Gewächshäuser (mit Gießwasserverdunstungsexzessen) auf dem Fensterbrett aber kaum Lüften - plötzlich sind irgendwelche Zimmerecken der kälteste Punkt! Und der wird feucht und die überall rumfliegenden Schimmelsporen finden da ihre Nahrungs- und Vermehrungsgrundlage.

Wenn dann noch einzelne Räume sparsamer geheizt werden, wie Schlaf-, Kinder-, Gästezimmer und irgendwie etwas warme Wohnzimmerluft dort reinkommt, knallts richtig! Wie draußen in der Natur: warme Luft steigt hoch, kühlt dabei ab, kondensiert zu Nebel/Wolke und regnet ab 100% rel. Feuchte aus der Luft raus. Leider sind die Zimmer zu klein, um Nebelschwaden/Wolken zu sehen, an kalten Außenwänden kommt genau derselbe physikalische Effekt zustande.

Rainer
(der mal in der Fensterbranche tätig war und genug "Tropfsteinhöhlen" sah)

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