Erstmal danke für das Aufgreifen der Frage hinsichtlich der Tropenkrankheiten.
Zum einen ist die Stechmückendichte hier in Europa - wo es wenn mal heiß, dann eher trocken heiß ist, nicht wie in den Tropen feucht heißt und damit gut für Insekten bestens geeignet - wohl kaum vergleichbar mit tropischen Regionen. Die Gefahr, in den Tropen an einem Tag von einem Moskito gestochen zu werden, ist ohne weitere Schutzmaßnahmen praktisch 1, hier in Deutschland einen Mückenstich hatte ich im Frühjahr und ich sitze praktisch ausnahmslos im Garten, sowie es mehr als 20 Grad hat und hab mehrere Wasserbehältnisse, die als wahres Mückenzuchtbecken dienen.
Und der zweite Punkt ist die Häufigkeit von Tropenkrankheiten. Relativ unwahrscheinlich ist ja, daß die Insekten die Krankheiten großflächig aus ihrer Heimat mitbringen, wenn dann nur als einzelne Individuen, die lange genug in einem Kühltransport überleben, was eher keine effektive Verbreitung von Krankheiten darstellen dürfte. Sie sind also mehr oder weniger darauf angewiesen, daß ein "Malaria-Tourist" diese für sie einschleppt. Das ist aber auch wieder eher selten, so ca 500 bis 600 Fälle in ganz Deutschland pro Jahr, praktisch keine Fälle, die unentdeckt bleiben, womit der Patient recht schnell aus dem Spiel genommen wird, da die Krankheiten ja bereits im Frühstadium recht deutlich erkennbar sind und Melde- sowie Quarantänepflicht besteht. Einen solchen Patienten muß eine Mücke erstmal finden, ihn ansaugen und das Virus an einen anderen Probanden weitergeben, möglichst in einer Konzentration, die dann auch eine Vermehrung, sprich Erkrankung, herbeiführt. Insofern kann "ist bisher nicht bekannt" auch heißen, daß es bisher nur noch niemand gesehen hat, weil die Erkrankung bzw die Übertragung hierzulande selbst einfach viel zu selten passiert.
Die Krankheit überträgt sich ja auch anders, sonst hätte man all die Patienten bisher ja völlig umsonst isoliert. Und wenn sie sich verbreitet, dann halt im Umkreis des Infizierten, der dann auch wieder recht deckungsgleich mit der Flugweite eines typischen Insekts sein dürfte, womit die Frage des Übertragungswegs wohl meist ungeklärt bleibt. Wie aber auch immer, ich halte es für wahrscheinlicher, daß sich die Natur zur Ausbreitung dieser Krankheiten auch der heimischen Arten bedient, statt darauf zu warten, daß spezialisierte Arten von Insekt hier heimisch werden. Durch Insekten übertragenes Sumpffieber gab es in Mitteleuropa ja auch mal.
Daß die spezialisierte Art effektiver sein dürfte, die Krankheit zu verbreiten, hab ich ja auch nicht angezweifelt. Aber schließlich widerspricht die Meinung der Forscher im Artikel ja auch ein wenig der Aussage, daß das Auftauchen der Tigermücken ein "Gamechanger" wäre, dort wird gesagt, sie sehen erstmal keine gesteigerte Gefahr. Entsprechend würde ich das dahingehend interpretieren, daß andere Faktoren größer sind, als das bloße Auftauchen typischer Überträger.