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  • /Rak

mehr als 1000 Beiträge seit 26.10.2001

Re: Besonders perfide sind postmortale Belohnungsversprechen

Storchbraterei Ploing schrieb am 27.09.2021 11:05:

Alle abrahamitischen Religionen "verschieben" den "Himmel" als Belohnung für Frömmigkeit - also das Ertragen hemmungsloser Ausbeutung - ja nach den Tod.
(...)
Bei Buddhisten und Jains ist vielleicht etwas mehr Empathie und eine weniger deutliche Kastengesellschaft üblich, aber auch hier verschiebt sich die Hoffnung in ein ungewisses Jenseits.
(...)

Es gibt eigentlich nur eine große Religion, die ohne Transzendenz und derartiges aus kommt: Zen.
Im Zen-Bhuddismus gibt es keine Vorstellung eines Jenseits. Und auch keinen Glauben an Gottheiten und sonstiges übernatürliches. Es gibt einfach: Nichts. Nur das hier und jetzt. Und selbst das sollte im Zen immer angezweifelt werden.
(Und es gibt noch ein paar kleinere Religionen wie etwa Thelema oder den modernen, atheistischen Satanismus, in denen es kein direktes Leben nach dem Tod und auch weder Himmel noch Hölle gibt.)

Die modernen Religionen nennen sich "Ideologien" und funktionieren nicht anders, seien sie links, rechts oder vermeintlich liberal (faktisch libertär). Menschen werden in ungewisser Zukunft Belohnungen versprochen, die ihnen niemand gewähren kann oder gewillt ist zu geben - materiell oder auch immateriell. Erstaunlich ist nur, wie lange - oft über viele Generationen - das funktioniert und Anhänger des Glaubens gegenüber anderen Gruppierungen bis hin zu mörderischen Progromen polarisiert.

Es gibt durchaus auch "Ideologien", die nicht eine "bessere Zukunft" versprechen. Sondern lediglich einfach ein gutes Hier und Jetzt, wenn man es einfach nur macht. Dazu zählen etwa gewisse Formen des Anarchismus.

Allerdings sind eigentlich alle Autoritären Ideologien, also Ideologien, bei denen Menschen in irgend einer Form Macht über andere Menschen haben (als Präsident, Führer, Kanzler, Vorsitzender, König oder wie auch immer der Führertitel dann genannt wird.. ) immer Jenseitsreligionen, die im Gegenzug zur Unterordnung unter andere Menschen eine bessere Zukunft versprechen. Wobei das mit dem "besseren Danach" im Leninismus-Stalinismus ganz extrem ist, da ist ja die Diktatur der Parteiführung eine essentielle Bedingung dafür. Und der Kommunismus so was wie ein heiliges Endziel, das erst nach einer Phase des autoritären Sozialismus überhaupt erreicht werden kann.

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