Faith_in_Chaos schrieb am 27.09.2021 09:54:
Interessante Studie. Jetzt wäre es noch interessant zu sehen, ob und wie Religion die Armut fördert.
Ja, das wäre in der Tat interessant. Ich spiele jetzt mal hier den Teufelsadvokaten ...
Etwa weil Religiöse der unreligiösen Bildung misstrauen, und deswegen nichts davon halten.
Tatsächlich stellt sich die Frage, ob und wie Religion Bildung fördert oder hintertreibt. Aus der Geschichte kennen wir beides - gerne auch durch die gleiche Religion, je nachdem, wie diese gerade interpretiert wurde. Da kann eben auch mal ein Auswuchs wie Boko Haram (ja, es gibt auch analoge Beispiele aus dem christlichen Raum) entstehen. Aber es kann auch das von der religiösen Gemeinschaft geförderte Bildungswesen, Bibliotheken, Wissensaustausch geben.
Selbstverständlich: All das geht auch ohne Religion, sowohl die positiven wie die negativen Beispiele. Eine Unterdrückung von ungenehmer Forschung und ungenehmen Erkenntnissen gibt und gab es durchaus auch in explizit atheistischen Gesellschaften. Und das Ideal vom Bauern und Arbeiter, der fleissig wie eine Ameise die Gesellschaft voranbringt und möglichst nicht aufmuckt, d.h. nur das zu wissen braucht, was er für seine Rolle in der Gesellschaft benötigt, daran sind auch nicht religiöse Gemeinschaften abonniert.
Am wirtschaftlich erfolgreichsten sind ja in der Regel Familien, in denen Bildung einen hohen Stellenwert hat.
Ja und nein. Am wirtschaftlich erfolgreichsten sind oft diejenigen, die ein Mindestmass an Gerissenheit besitzen, genügend frech und forsch vorgehen, und eine gewisse Rücksichtslosigkeit an den Tag legen. Tatsächlich sind das alles Eigenschaften, die durch die meisten Religionen eher als unerwünscht betrachtet werden.
Wirtschaft, die auf gegenseitigm Respekt beruht, und auf dem Effekt, dass sich die verschiedenen Unternehmen ergänzen und entsprechend zusammenarbeiten, wäre eher religionskonform, aber die wirtschaftlichen Höhenflüge, die einzelne Unternehmen durch Aggression und Konfrontation erreichen, wären in diesem Modell weniger anzutreffen.
Ausserdem könnte Religion dazu führen, dass man Realität und Fantasie verwechselt, was ja im Grunde einer Schizophrenie ähnelt. Auch das könnte Auswirkungen auf den Bildungserfolg haben. Gerade im Bereich der Naturwissenschaften könnte das zum Versagen führen.
Interessanterweise haben gerade Menschen, die sich Visionen erlaubten, also in der Lage waren, die schnöde Alltagsrealität zu vergessen und sich Träumen hinzugeben, die Wissenschaften am meisten vorangebracht.
Das ist natürlich ein schmales Brett - es funktioniert natürlich nur, wenn der Visionär realisierbare Visionen hat und nicht einfach herumphantasiert.
Religion könnte auch dazu führen, dass Eltern mehr Kinder bekommen, und sich so schlechter um den Bildungserfolg der Kinder kümmern können.
Du meinst "seid fruchtbar und mehret Euch?" Ja, vielleicht. Aber kannst Du mir einen analogen Auftrag aus dem Buddhismus oder dem Taoismus zitieren?