Ansicht umschalten
Avatar von kostenfaktor
  • kostenfaktor

mehr als 1000 Beiträge seit 29.12.2013

"Victory Is Possible"-Fraktion in Washington glaubt an einen atomaren Endsieg

Mit solchen Waffendemonstrationen werden auch Machtspiele betrieben und vorgegeben, weiter zu sein, als man tatsächlich ist.

Diese Demonstrationen haben den Zweck, die "Victory Is Possible"-Fraktion in Washington davon abzuhalten, auf den Knopf zu drücken. Diese glauben an einen atomaren Endsieg gegen Russland, um eine von "westlichen Wertvorstellungen" geprägte nachatomare Welt zu erschaffen. Die Zahl der toten Nicht-US-Amerikaner spielen bei den US-Kriegsplänen keinerlei Rolle. In den 80ern haben sich die europäischen US-Vasallen noch daran gestört. Heutzutage offenbar nicht mehr.

"Sandkastenspieler wie der Politologe Colin S. Gray allerdings hatten es bereits 1980 anders gesehen. In der angesehenen Zeitschrift "Foreign Policy" verkündete er: "Victory Is Possible", ein Sieg ist möglich. Gray:

Sowjetische Führer werden erst durch eine glaubwürdige amerikanische Siegesstrategie beeindruckt sein. Eine solche Lehre müßte den Tod des Sowjetstaates ins Auge fassen. Die Vereinigten Staaten sollten planen, die Sowjet-Union zu besiegen, und dies zu einem Preis, der die Wiedergenesung der USA nicht verhindert. Washington sollte Kriegsziele verfolgen, die letzten Endes die Zerstörung der sowjetischen politischen Autorität anstreben sowie die Entstehung einer Weltordnung, die mit westlichen Wertvorstellungen vereinbar ist.

Als Preis für diese neue Weltordnung nannte Gray 20 Millionen tote Amerikaner; zehnmal soviel aber würden, nach seiner Rechnung, die heile, von "westlichen Wertvorstellungen" geprägte nachatomare Welt erleben.

Doch Colin Gray war nicht irgendwer, er wurde von Reagan schon bald nach der "Foreign Policy"-Veröffentlichung zum Berater ausgerechnet der US-Abrüstungsbehörde berufen.

Von Grays journalistisch-theoretischem "Victory Is Possible" war es nur noch ein kurzer Schritt bis zur Formulierung zweier Grundsatzpapiere, mit denen Amerika Abschied nahm von der langgehegten Überzeugung, daß ein Atomkrieg die letzte Katastrophe ohne Sieger und Besiegte sein werde:

* Im Mai verfaßte das Pentagon eine 125 Seiten starke "Verteidigungsleitlinie", die ausdrücklich von einem "langwierigen" ("protracted") Atomkrieg sprach, in dem es gelte, "die Oberhand zu behalten" ("to prevail").

* Im August wurde dem Präsidenten ein Pentagon-Papier zur Unterschrift vorgelegt, das - in den Worten eines Regierungsbeamten - die Führbarkeit eines Atomkrieges für etwa sechs Monate postulierte.

Natürlich wurden beide Papiere sofort der Presse zugespielt; denn längst sind viele verstörte Pentagon-Bürokraten besorgt über die Politik des eigenen Ressortchefs, längst hat etwa die Idee eines "Freeze", eines Einfrierens der Atomarsenale auf dem gegenwärtigen Stand, auch im US-Verteidigungsministerium ihre Anhänger.

Und das Ergebnis war nahezu einhellige Empörung. Denn Weinbergers "Defense Guidance" für die kommenden fünf Jahre fordert unter anderem,

* einen atomaren Gegenschlag mit dem Ziel der "Enthauptung" der politischen und militärischen Führerschaft der Sowjet-Union sowie ihrer Befehlswege zu führen und dabei die "gesamte militärische und politische Machtstruktur der Sowjet-Union und ihrer Verbündeten auszuschalten", auch "jene Industrien, die für die militärische Macht unerläßlich sind";

* Waffensysteme im Weltraum zu stationieren;

* schon zu Friedenszeiten - gemeinsam mit den Verbündeten der USA - die UdSSR wirtschaftlich und technisch in die Defensive zu drängen."
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14349766.html

"In Diskussionen mit Rupp schwärmten in den 1980ern die heutigen
Neocons, wie mit einem Überraschungsschlag mit taktischen
Nuklearwaffen die sowjetischen Kommando-, Kontroll- und
Kommunikationszentren ausgelöscht würden und dass die Rote-Armee "wie
ein Huhn mit abgeschlagenem Kopf über den Bauernhof" laufen würde,
ohne auch nur eine einzige Rakete auf die USA abzufeuern. Die durch
die taktischen Atomwaffen verursachten Zerstörungen in der
Sowjetunion wären verhältnismäßig gering, zumindest im Vergleich zu
einem Angriff mit strategischen Atombomben. Wer auch immer im Chaos
nach dem Angriff die sowjetische Befehlsgewalt bekommen würde, der
würde vor der Frage stehen, ob er mit den ihm verbliebenen, nur noch
sehr beschränkt einsatzbereiten Mitteln einen Gegenschlag gegen die
USA führen sollte, nur um dann die ganze Wucht der strategischen
US-Waffen abzubekommen, oder ob er kapitulieren und mit Washington
verhandeln sollte."
http://www.heise.de/tp/artikel/35/35395/1.html

Erstschlagsplan SIOP-3:
http://web.archive.org/web/20070401081613/http://www.nd.edu/~klieber/
Foreign%20Affairs%20article%20documents/2005_SIOP-3.pdf

"The Rise of U.S. Nuclear Primacy"
http://web.archive.org/web/20060406055430/http://www.foreignaffairs.o
rg/20060301faessay85204/keir-a-lieber-daryl-g-press/the-rise-of-u-s-n
uclear-primacy.html?mode=print

Ted Postol, ehemaliger Berater des US-"Verteidigungs"-ministers,
warnt vor US-Kriegsplänen, "konventionellen" Krieg mit Atomwaffen zu führen:
https://www.youtube.com/watch?v=-pXPgK9Pld8&t=91m25s

Bewerten
- +
Ansicht umschalten