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  • Goerlitzer

mehr als 1000 Beiträge seit 30.11.2007

Finanz-Spekulation spielt für Strompreis-Anstieg grössere Rolle als Merrit-Order

Bis zu drei Viertel der Stromhandels-Verträge wird ausserhalb der Strombörse EEX als OTC-Geschäft, und dabei mit längerfristigen Verträgen abgewickelt. In den Preisen und Handelsbedingungen spiegelt sich zwar auch die Preisentwicklung am Day-Ahead-Markt der EEX wider, entscheidend ist er jedoch nicht.

Wichtiger sind für alle Stromhandelsverträge die Preise von Brokern und Banken für das Hedging dieser Verträge, d. h. die preisliche Absicherung mittels Futures und Optionen, denn gerade durch die volatile Produktion der Erneuerbaren gibt es am Strommarkt erhebliche Preissschwankungen. Der Finanzspekulation öffnet das Tür und Tor.

Das gigantische Liquitätsdefizit von mehreren Milliarden der WienEnergie hat sich z. B. offensichtlich - die Ermittlungen laufen noch - dadurch aufgetan. dass mit den Spekulations-unerfahrene Manager des Unternehmens selbst zu Spekulanten werden wollten. Für einen schlechten Preis hat man am Strommarkt 18 TWh zum Verkauf angeboten - die Produktion p. a. der Wien-Energie-Kraftwerkte liegt nur bei 6 TWh - und musste als Day-Trader dann teuer einkaufen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Liste der zugelassenen Teilnehmer an der deutschen Strombörse (google.de: "EEX Teilnehmerliste"). Nach meiner groben Übersicht sind 30 bis 50 Prozent der gut 400 Teilnehmer reine Finanzmarkt-Akteure, von Goldman Sachs bis Morgan Stanley. Dass uns der Mainstream jetzt das Merrit-Order-Prinzip - sprich: Gaspreis treibt Strompreis - so penetrant aufdrängt, hängt offensichtlich auch damit zusammen, dass man vom Wirken der Finanzmarkt-Spekulanten am Strommarkt ablenken will. Und tatsächlich: Von einem grünen Wirtschaftsminister haben diese Figuren wohl nichts zu befürchten.

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