rationis schrieb am 11.08.2022 10:13:
Der Kardinalfehler, den Sie begehen, ist, dass Sie eine Demokratie (USA) mit einem totalitären, faschistisch-imperialen Regime gleichsetzen.
Die Grenzen sind leider schwimmend. Die Demokratie ist in den USA, wie auch anderswo auf der Welt eher auf dem Rückzug als auf dem Vormarsch und auch so manches "Regime" schmückt sich mit demokratischen Zügen wie Wahlen, um sich selbst einen demokratischen Anstrich zu verpassen.
Haben die USA Fehler begangen? Ja klar, das ist unstrittig.
Jedoch haben die USA kein Land annektiert und Millionen Menschen vertrieben oder gar deportiert. Die USA haben nie versucht, eine ganze Kultur auszulöschen oder einen Genozid zu begehen.
Oh, Sie wollen also gut 200 Jahre US-Geschichte umschreiben? Viel Erfolg dabei.
Man schaue sich nur einmal an, was die Amerikanischen Siedler so mit den Eingeborenen veranstaltet haben. Vertreibungen, Deportationen, etc.. Alles dabei. Ist zwar zu großen Teilen ne weile her, aber das machts nicht besser.
Die USA haben wenn überhaupt terroristische oder terrornahe, undemokratische Regimes ins Visier genommen.
Soso, nur weil etwas als "terroristisch", "terrornah", oder "undemokratisch" definiert wird, rechtfertigt das bereits, das Völkerrecht zu brechen? Äußerst dünne Argumentation. Insbesondere wäre da die Frage der Deutungshoheit, die der Westen natürlich für sich in Anspruch nimmt, was jedoch international betrachtet vermutlich nicht zu einer Mehrheit führen würde.
Die USA haben ihre Grenzen nicht durch Annexion anderer Staaten vergrößert. Oder wollen Sie etwa behaupten, dass der Irak nun ein US-Bundesstaat geworden ist?
Auch hier sind Annektionen etc. schon länger her. Mittlerweile regelt man das ganze subtiler, in dem man das Land offiziell unabhängig lässt, jedoch durch wirtschaftliche Abhängigkeiten etc. Dafür sorgt, dass die "demokratischen" Entscheidungen in einem Korridor bleiben, der den USA genehm ist. Anderenfalls hat man immernoch die CIA und co, um dann einen Umsturz zu forcieren oder im Zweifel dann halt dafür zu sorgen, dass man ne offizielle Begründung für den Krieg hat. Siehe z.B. die Brutkastenlüge oder Sadams "Weapons of mass Destruction".
Insofern haben wir es mit zwei komplett konträren Systemen zu tun: das eine sicherlich nicht perfekt, das andere aber in jeder erdenklichen Hinsicht völlig inakzeptabel, barbarisch, und bar jeder Zivilisation und Humanität.
Der springende Punkt ist für mich der: Wenn ich irgendwelche Maßstäbe nenne (z.B. das Völkerrecht) und jemanden dafür veruteile, dass er sich an diese Maßstäbe nicht hält, dann muss ich mir auch die Frage gefallen lassen, wie ich es denn mit diesen Maßstäben halte. Da kommt der Westen nun einmal nicht unbedingt gut bei weg.
Was übrigens die bösen Diktaturen betrifft, da reicht nen Blick nach Libyen. Dem gemeinen Volk ging es unter Gadaffi bedeutend besser, als nach der, von der USA massiv unterstützten, "Befreiung" vom Diktator.