Mit dem Verweis auf die "alten Geschichten" wollte ich primär darauf hinaus, dass so einiges, was der Westen heute veruteilt, früher selbstverständlich war.
Aber selbst wenn wir die bei seite lassen und uns nur die letzten Jahrzehne anschauen, sagen wir z.B. seit Ende des kalten Krieges, dann hat der Westen, meiner Meinung nach, immernoch nen massives Glaubwürdigkeitsproblem, wenn von hier aus andere Staaten bezüglich der Menschen- und/oder Völkerrechte abgeurteilt werden sollen.
Allein schon was im Rahmen des "War on Terror" alles passiert ist. Da gibts so einiges, wie z.B. das Drohnenprogramm der USA, welches einem nicht-westlichen Staat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht durchgehen gelassen würde. Aber hey, die Amis zielen damit ja nur auf Terroristen, damit ist das ja vollkommen in Ordnung. *würg*
Was mich halt schlicht und ergreifend auf die Palme treibt, ist die Doppelmoral, die regelmäßig an den Tag gelegt wird. Wenn wir etwas tun, ist das gut und gerecht, wenn wer anders das tut ist das babarisch und zu veruteilen.
Insofern will ich mich auf die Ebene, wie scharf auf Russlandds Agressionen reagiert werden soll gar nicht einlassen. Wichtig ist mir nur, dass diese Maßstäbe dann auch für alle anderen gelten und nicht bei "Verbündeten" oder "Partnern" alle Augen zugedrückt werden.
Falls es ein anderes aktuelles Beispiel sein soll, wie wärs mit der Türkei? Erdogan führt da auch nen verbrecherischen Krieg in Syrien und dem Irak, einschließlich Vertreibungen, Annektionen etc. Da wurde sogar Anfang des Jahres nen Luftangriff auf nen international anerkanntes Flüchtlingscamp geflogen. Dennoch wird die Türkei weiterhin mit Samthandschuhen angefasst und hat keine nennenswerten Reaktionen wie Sanktionen, Waffenlieferungen an die (aus Sicht der Türkei) feindlichen Kämpfer oder ähnlichem zu Kämpfen.