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  • bavarian dynamics

626 Beiträge seit 16.07.2019

Nur weil der EPR nichts taugt, ist deswegen die Kernenergie nicht schlecht

Denn nur weil es EIN schlechtes Auto gibt, sind deswegen auch nicht Autos generell schlecht.

Der EPR ist ein überambitioniertes Design, dessen *theoretischer* Vorteil seine schiere Größe ist. Denn je größer der Reaktor, desto billiger ist er pro installiertem MW. Das kann man historisch wunderbar nachweisen, denn seit dem ersten zivilen operativen Reaktor Calder Hall in Großbritannien, sind die Reaktoren immer nur GRÖßER geworden: Ökonomie der Skalen. Hier wollte der EPR weitermachen, mit einem Design das man auch auf 2 GW pro Reaktor hochskalieren kann, das hat Areva NP (heute heißen die wieder Framatome) aber offensichtlich nicht geschafft. Okay. Dann ist das so, gewollt & nicht gekonnt. Und man kann da auch nicht einfach sagen die Franzosen hätten es nicht gekonnt, denn wo hat Framatome sein Entwicklungszentrum mit 3500 Ingenieuren? Richtig, in Erlangen. Liegt in Bayern, nicht in Frankreich.

Der EPR ist aber nicht alternativlos, sondern es gibt vielmehr zahlreiche Alternativen, die Russen bauen funktionierende WWER, der APR-1400 ist ein wunderbarer Reaktor aus Südkorea, der funktioniert, der wird on time on budget gebaut. Und dann gibts noch den CANDU mitlerweile Mk. 7, der als Schwerwasserreaktor sowieso eine Klasse für sich ist, weil er Kunstückchen kann, die Leichtwasserreaktoren nicht können: Brennstabwechsel im laufenden Betrieb, Erbrüten von teuren Isotopen & gerne auch Plutonium, der CANDU benötigt keine Anreicherung, funktioniert auch mit Natururan, der CANDU ist obendrein klein und sicher. Kann man kaufen, bei AECL bzw. heute SNC Lavalin in Kanada. Haben die Chinesen auch gemacht, die haben auch einen CANDU-6 und damit keinerlei Probleme.

China hat etwas gemacht, was nur China kann. Es hat nämlich überall auf der Welt Reaktoren gekauft: Den EPR (die Gurke), den CANDU von den Kanadiern, die üblichen Designs von Toshiba/Westinghouse bzw. WWER von Atomstroiexport, also den Russen.
Keine einheitliche Reaktorflotte, sondern Flickenteppich. Das hat China gemacht, um zu LERNEN. Verschiedene Designs vergleichen und dann remixen, etwas bauen, was taugt.

Herausgekommen ist der Chinadrache No. 1 aka Hualong (was ist Drache) aka HPR 1000. Das ist ein Reaktor mit 1090 MW, es ist jetzt kein super spektakuläres Design, aber eins was taugt. Und es ist Generation III. Da die pekinger Pläne es nun mal vorsehen, den aktuell bei ca. 5% befindlichen Anteil der Kernenergie an der Stromproduktion in China auf etwas über 10% hochzufahren, werden da noch einige von gebaut. Was der HPR 1000 ist, erklärt dieser unaufgeregte Mann:

https://www.youtube.com/watch?v=-VDJ6rApVU8

China hat in den letzten 10 Jahren 37 neue Kernreaktoren ans Netz gebracht, eigentlich sinds 38, aber der eine ist ein Forschungsreaktor mit 25 MW, den zähl ich nicht mit. Ja also da wird Kernenergie massiv ausgebaut, das ist schon beeindruckend. Soviele Reaktoren können die deutschen Ökosozialsmuskernenergiehasser in Berlin gar nicht abschalten, wie China am laufenden Meter neu zubaut. Sexy. Das freut mich. Für die Deutschen ist das schlecht, aber für die Chinesen ist es gut. Sind ja auch Menschen. Gehts immerhin denen gut, wenns schon uns schlecht geht.

https://pris.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/CountryDetails.aspx?current=CN
(dort bitte nach "first grid connection" sortieren und dann mal 2011-2021 durchgehen)

Und in Zukunft eben der HPR 1000 in China, eine klassische Weiterentwicklung bestehender Designs, nicht brutal genial (so wie es seinerzeit der CANDU war, der war revolutionär) aber ein Reaktor, der eben einfach sauber läuft, ist ja auch schön. Und Betriebswirtschaftler mögen eigentlich auch lieber Dinge die funktionieren, als genialische Ergüsse, die funktioniern nämlich gerne mal nicht. Und dann wirds teuer: EPR.

Den APR-1400 exportieren die Südkoreaner schon, der HPR-1000 aus China hat ebenfalls das Zeug für den Export.

Und das ist jetzt so mal eine Auswahl an Kernreaktoren die funktionieren und unspektakulär Strom erzeugen, zu niedrigen Preisen. Und darum gehts ja. Nur darum. Den EPR wird man wohl mülltonnen, die Kernenergie hingegen nicht.

***

Und was die "Kleinreaktoren" von Dummschwätzer Macron angeht: Die wird es nicht geben. Das hab ich oben schon erklärt, man versucht Reaktoren so groß wie möglich zu bauen, weil sie dann billiger pro MW(el.) installierter Leistung sind. Vorbehaltlich natürlich der Tatsache, daß man die Größe beherrscht, was ja beim EPR zweifelhaft ist. Baut man halt eine Nummer kleiner, keine 1600 MW el. sondern 1350 MW, das beherrscht man in jedem Fall. Aber man baut nicht wieder Reaktoren mit 300 MW so wie in der Anfangszeit der Kernenergie. Das ist Quatsch, das kost nur unnötig Personal und unnötig viel Infrastruktur aus Verrohrung, Verkabelung, Beton, Pumpen & Notstromgeneratoren, Straßen. Blödsinn, würde den billigen Reaktor KÜNSTLICH verteuern.

Small is beautyful wenn sie Transistoren aufm Chip hochverdichtet integrieren, da ist jeder Nanometer die extra mile die sie gehen müssen. Aber Miniaturisierung ist nix wenn sie Kraftwerke bauen. Sie bauen ja auch Frachtschiffe nicht möglichst klein, sondern möglichst groß. Macht nämlich Sinn. Spart Geld, bringt Geld.

So. Soweit erst mal.

bd

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