Es geht bei sowas doch nie um den Einzelfall (der Tote war übrigens im Viertel ein beliebter Pizza-Auslieferer, und er hatte keine Vorstrafen!), sondern um das gesamte "Betriebsklima" in einer Gesellschaft.
Und die ist eben von Repression geprägt. Das konnte man bei der Niederschlagung der Gelbwestenproteste gut sehen, auch bei der Polizeigewalt gegen die Rentenproteste, oder bei ebenselbiger gegen die Umweltbewegung "Aufstand der Erde". Die Vereinten Nationen haben Frankreich mehrfach wegen seiner Polizeigewalt und Lockerungen im Schusswaffengebrauch durch Polizisten verurteilt.
Zugleich geht es der Bevölkerung immer schlechter, wird immer mehr von unten nach oben verteilt, werden immer mehr Rechte eingeschränkt, verlieren immer mehr Menschen den Glauben an Besserung in der Zukunft.
Die Bewohner der Armenviertel [meist mit Migrationshintergrund, aus dem zu kommen, Frankreich strukturell kaum Möglichkeiten eröffnet] sind sowieso komplett abgehängt. Die haben nichts zu verlieren. Bevor sie bei der nächsten Polizeikontrolle erschossen werden, lassen sie es lieber noch mal "krachen" - und das nicht mal ungerichtet, wie man sieht: Die angegriffenen Ziele sind öffentliche Institutionen (Polizei, Behörden, Schulen) und Reichtumsobjekte (Luxusgeschäfte, Autos). Das ist also eine Mischung aus antikapitalistischem Kampf und ethnischem Freiheitskampf. Na ja, und die geplünderten Supermärkte und gesprengten Geldautomaten kommen halt daher, dass es zum Konsum erzogene Randalierer sind, die da walten. Das ist letztlich ironisch, dass sie das, was sie hassen, trotzdem erstreben...
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.07.2023 12:10).