Retuschierte Fotos zu kennzeichnen ist doch wirklich unnötiger Aufwand. Viel einfacher wäre es doch, unretuschierte Fotos zu kennzeichnen.
Spaß beiseite.
Die Kennzeichnung geht völlig am Problem vorbei. Jeder weiß, dass Modefotos, Werbung usw. retuschiert sind, dass Models oft magersüchtig sind usw. Auch die Zielgruppe weiß das.
Das Problem ist: Sie wollen nicht so aussehen wie ein Model, sondern wie ein magersüchtiges retuschiertes Model. Nicht, weil sie nicht wissen, dass das unnatürlich oder ungesund ist, sondern weil sie es eben schön finden oder weil sie glauben, dass andere das schön finden. Das Ziel ist nicht "aussehen wie ein anderer Mensch", sondern "vermeintliche Perfektion". Und an diesem Problem - unerreichbare "Schönheit" auf allen Plakatwänden - ändert eine Kennzeichnung gar nichts.
Nebenbei zweifle ich stark, dass eine Veränderung von öffentlichen Bildern überhaupt sehr viel bringt. Das Problem ist ein psychologisches; wenn es keine magersüchtigen Fotomodelle mehr gibt, dann bilden sich die Kids eben ein, dass sie dicker sind als ihre Klassenkameradinnen. Machen sie eh schon - fällt nur nicht so auf, weil Kinder spätestens mit Einsetzen der Pubertät in ihre eigene Welt verschwinden.
Der einzige Grund, warum man sich auf Model-Shows und Plakatwände stürzt, ist deren Präsenz und zentrale Kontrollierbarkeit. Man bildet sich ein, etwas gegen das Problem zu tun, und muss nicht zugeben, dass man keine Kontrolle darüber hat, wie Kinder (also in unserer infantilisierten Welt alles unter 30) sich gegenseitig mobben, sobald die Eltern weg sind.