An Flamanville 3 baut man seit 18 Jahren. Wann das AKW in Betrieb geht ist immer noch nicht klar, vielleicht nächsten Sommer, wenn nicht wieder was dazwischen kommt.
Sicher ist allerdings, dass sich die geplanten Baukosten von 5 Mrd. € auf mindestens 12,7 Mrd. € plus Zinsen erhöht haben.
Mit viel Optimismus lernt man was aus den Problemen und die Bauzeit weiterer AKWs lässt sich auf sagen wir die Hälfte verringern, gerundet 10 Jahre.
Dann wären das bis 2040 zusätzlich zu Flamanville maximal 2 zusätzliche AKWs.
Kann man mehrere AKWs gleichzeitig bauen?
Im Prinzip ja. Aber ein Großteil des Personals wird benötigt, um die alten AKWs am Netz zu halten. Etwa die Hälfte ist im Moment so reparaturbedürftig, dass kein Betrieb möglich ist.
Wenn Flamanville und das englische Hinkley Point fertig sind, lassen sich mit dem freigewordenen Personal vielleicht 2 gleichzeitig bauen. Glaubt man an ein Fachkräfte-Wunder vielleicht sogar 3.
Dann hätten wir bis 2040 6 neue AKWs. Selbst wenn man berücksichtigt, dass die Neuen mit 1,6 GW größer sind als die Alten, dann ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Frankreich hat 56 AKWs, der Großteil ging Anfang der 80er in Betrieb. Die sind jetzt schon alt und pflegebedürftig. 2040 sind das Oldtimer, die vielleicht noch Strom machen können, aber keineswegs so zuverlässig, wie das für ein Industrieland notwendig ist.
Strom wird daher in Zukunft in Frankreich und Europa noch deutlich teurer werden.
Ganz gleich ob man die AKW-Karte spielt oder nicht: Wir müssen schnellstmöglich alternative Energieträger drastisch ausbauen.
Sinnvoll wären natürlich Erneuerbare, will man sich nicht von Putins Gas, saudischem Öl oder importierter Kohle, die bisher auch größtenteils aus Russland kam, abhängig machen.
Realistisch gesehen brauchen wir aber alles davon: Extrem viel Erneuerbare, dazu natürlich bessere Netze, besseres Lastmanagement und Speicher. Aber zusätzlich auch Öl, Gas und Kohle.
Ein paar zusätzliche AKW-Neubauten kann man machen, wenn Geld keine Rolle spielt. Mengenmäßig wird das gegenüber den neu gebauten Erneuerbaren und den altershalber erzwungenen AKW-Stilllegungen aber nicht ins Gewicht fallen.