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  • DasWoelfchen

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Re: Französisches Fukushima und deutsche Atommeiler

Klaus N schrieb am 27.01.2023 13:03:

Stimmy schrieb am 27.01.2023 12:13:

Es gibt da halt Probleme aus mehreren Richtungen.
Mal kurz angerissen: AKW sind pro erzeugter kWh sehr teuer. Beschaffung der Brennstäbe, Entsorgung des Atommülls, Sicherheitsauflagen im Betrieb, ... Zudem sind sie nur sehr schlecht regelbar, eignen sich also schlecht als "Dunkelflautenkraftwerk" auf dem Weg in Richtung 100% EE. Das macht es aus wirtschaftlichen und Energiewende-Gesichtspunkten verständlich, dass man sie loswerden will.

Hmmm. Dass AKWs teuer sind, liegt vor allem an den hohen Investitionskosten und den langen Bauzeiten. Brennstäbe, Entsorgung und Sicherheit sind dagegen nicht so teuer, per Saldo sind sie deutlich billiger im Betrieb als fossile Kraftwerke, weil die Brennstoffkosten sehr viel niedriger sind. Das mit der schlechten Regelbarkeit stimmt so nicht (mehr):
https://de.wikipedia.org/wiki/Lastfolgebetrieb#Kernkraftwerk

Kernkraftwerke haben den entscheidenden Nachteil, dass man den Reaktordruckbehälter nach 40 Betriebsjahren und Materialermüdung druch permanente Bestrahlung nicht einfach wechseln kann. Da ist immer ein Komplettabriss und Neubau angesagt und wenn man das ordunungsgemäß und nach Betriebsgenehmigung/Auslegung machen würde eben alle 40 Jahre.

Das andere Problem ist das Uran. Es gibt ein paar Vorkommen in Kanada, die wirklich hohe Urankonzentrationen aufweisen, aber die gibt es auch nur da. Das meiste Uran steckt in geringen Konzentrationen im Meerwasser und in hartem Granitgestein mit weniger als 0,001% Urangehalt. Je geringer aber der Urangehalt des Gesteins ist, desto mehr Gestein muss abgebaut, transportiert, gemahlen und gelaugt werden, um die gleiche Menge an Uran zu erhalten und desto höher ist natürlich der Einsatz von Primärenergie. Mit der Erschöpfung der guten Lagerstätten steigt also der Energieeinsatz für die Urangewinnung kontinuierlich an, bis er ab einem gewissen Urangehalt die erzielbare Brtuttostromerzeugung übersteigt.
Von diesem dann gewonnenen Uran sind gerade mal 0,72% für die Nutzung im AKW interessant. Dieses muss auf einen Anteil von 3-5% im Uran angereichert werden, um dann zu Brennelementen verarbeitet werden zu können. Für jede Tonne angereichertes Uran fallen über 5t abgereichertes Uran an.

Idealerweise würde man dieses abgereicherte Uran wieder mit dem gemahlenen und ausgelaugten Gestein zu seiner natürlichen Konzentration verdünnen, um es dann in die ausgebeuteten Lagerstätten zu verbringen und es danach genau wie zuvor mit einer dicken nicht belasteten Deckschicht zu versiegeln.

Der Großteil der Emissionen der Kernkraft fallen also weniger bei den Nutzern, als bei den Produzenten des Urans und dem Transport an. Uranminen zu renaturieren ist ein teuerer und energieaufwändiger Prozess, wie man sehr gut an den Sanierungsarbeiten der Bergwerke der Wismut AG sehen kann.
Dass dies anderenorten genau so sorgfältig getan wird wie in Deutschland, darf man allerdings bei einer ganzen Reihe der uranproduzierenden Ländern bezweifeln.

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