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Avatar von marenghi
  • marenghi

mehr als 1000 Beiträge seit 03.12.2020

Nur noch verzweifelt...

...der Anti-Atom-Hass. Und: Ist Ralf Streck krank, dass der wöchentliche Null-Info-Artikel Anti-Atom nicht unter seiner Feder erscheint? :)

Schon zig Mal haben viele Leser und Experten diese Argumente aufgenommen und ausgiebig erklärt - ohne dass es irgendeine Entgegnung oder Denkvorgang in den Hirnen der Kritiker gegeben hätte. Nein, es werden wie fixiert - dogmatisch eben - stur immer wieder die gleichen Mantras wiederholt. Deshalb schreibe ich das auch nicht für Menschen wie Pomrehm, die in ihrem Leben wahrscheinlich es nicht mehr schaffen werden, ihren Standpunkt zu verändern (da sind auch Kernfusionsreaktoren wsl des Teufels, weil halt "Atom"). Sondern für einige, die da rational noch erreichbar sind und eine graue, differenzierte Meinung schaffen. Anstatt "Atomkraft ist super" oder "Atomkraft ist böse".

Also:
1. Wirtschaftlichkeit
Deutschland /= Frankreich. Nochmal, weil man das immer und immer wieder gegen die ständige Suggestion der Gleichheit klarmachen muss: Deutschland ist NICHT Frankreich. In D geht es um den Weiterbetrieb extrem zuverlässig laufender Reaktoren (Volllaststunden >90%! https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernreaktoren_in_Deutschland#Kernkraftwerke ). In einem Gesamtenergiesystem, in dem EE immer stärker (noch zu langsam) massiv ausgebaut werden und schon einen guten Teil des Bedarfs, bsd im Sommer, schultern können. In dem System können sie perfekt die Lücke der EE im Winter verkleinern, sodass Kernkraft IM VERBUND sehr wirtschaftlich ist, weil sie die hohen Systemkosten - nicht Gestehungskosten! - der EE verringert: Überkapazität, dadurch Verluste, Speicheranlagen, Wasserstoff-Importe, Gas-KW zur Rückverstromung.

Das ist komplett anders, als wenn in Frankreich im Sommer KKWs stillstehen und nur mickrige PV vorhanden ist (obwohl F da im Süden ideal aufgestellt wäre mit niedrigerer Bevölkerungsdichte und höherer Strahlungsenergie).

Deshalb ist eine KOMBINATION aus bspw 80% EE und 20% KK in D besser als jeweils 100% KK oder 100% EE. Das geht aber natürlich nur, wenn man - egal ob auf der einen oder der anderen Seite - man keine ideologischen Schranken eines religiösen "nur 100% Reinheit"-Gedanken im Kopf hat.

Energieversorgung ist in manchen Ländern einfach nicht günstig: Fossile sind es garantiert nicht, weil dort externe Kosten (Luftverschmutzung, Klimafolgen) massiv ausgelagert werden. Atom ist es nicht, weil dort subventioniert wird. Und EE sind es auch nicht, weil sie subventioniert werden und trotz nun niedriger Gestehungskosten auch künftig viel Geld vom Staat verschlingen wreden, der die Lücken der EE schließt: Stromnetze verstärkt, Speicheranlagen baut und Speicher bereitstellt, Importe fördert.

2. Betriebsrisiken
EE und Atomkraft haben inklusive des Unfalls von Tschernobyl, den es wie die meisten wissen aufgrund völlig anderer Reaktoren (kein Graphitmoderator) in Westeuropa nicht geben kann, die niedrigsten Toten pro erzeugter Energie. https://ourworldindata.org/grapher/death-rates-from-energy-production-per-twh Warum? Weil sogar der Unfall von Tschernobyl in den Köpfen der meisten eine Katastrophe biblischen Ausmaßes war - aber die Statistik das nicht so sieht. Warum? Weil unser Hirn ein einzelnes, spektakuläres Ereignis stark registriert - nicht aber subtile, chronische. Auf deutsch: Paar Tausend Tote weltweit in 70 Jahren Kernkraft sind einfach sehr, sehr wenige. Vielleicht ist das einigen durch Corona klar geworden, um welche Dimensionen es montlich, wöchentlich, täglich geht in einem einzigen mittelkleinen Land wie D, als sie erfahren haben, wie viele Menschen in D jedes Jahr sterben: 100k an Rauchen, 900k allgemein, 8000 in 10 Jahren aufgrund des Atomausstiegs durch mehr Kohleverstromung. 100 täglich durch Corona.
Der gewichtigere Punkt ist, dass obwohl selbst Tschernobyl objektiv keine signifikante Gesundheitsbeeinträchtigung war und ist in einem Welt- und Langfristmaßstab, es lokal doch wieder Menschen stark schädigte. Dem ist aber bei einem GAU westeurop. KKWs nicht so: Wir haben gesehen bei Fukushima, was bei einem solchen GAU passiert: Keine Strahlungstoten. Tokyo bekam 40mikroS ab, das ist so viel Strahlung zusätzlich, wie zwei Wochen in Deutschland leben, durch unsere natürliche Strahlungsdosis. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/20/Radiation_Dose_Chart_by_Xkcd.png Argumentiert man, dass ja nur 20, statt 100% der Radioaktivität an Land ging (und der Rest aufs Meer), ok, so wären es eben dann 5x so viel gewesen. Also so viel Strahlung wie 10 Wochen in Deutschland leben.

Diese Fakten sind leider in der dt. Bevölkerung nicht bekannt, sondern es geistert Desinformation herum wie letztens erst wieder von tagesschau suggeriert, dass dort 10k Menschen gestorben wären - ja, nur: durch den Tsunami. (tagesschau zog das nach Hinweisen wieder zurück - vielleicht brauchen sie mal nen "Faktenfinder" ;) ).

Das ist für mich der wichtigste Punkt: Ich kann völlig nachvollziehen, dass, wenn man sowas denkt, dass ein franz. oder dt. KKW Tausende von Menschen töten könnte, dass man dann gegen Kernkraft ist. Wäre ich auch. Aber das sind eben völlig absurde Vorstellungen, die auf Horrorgeschichten wie von Gudrun Pausewangs Roman "Die Wolke" basieren. Filmreife Fiktion, mit denen Kindern in der Schule Desinformation verankert wird - anstatt dass sie in Physik oder Biologie tansparent und neutral-wissenschaftlich Fakten zu Strahlungswirkungen lernen. Das ist allerdings wahrscheinlich der Grund, warum junge Menschen häufig Atomkraft nicht verteufeln, sondern weder einen enthusiastischen, noch panischen Blich darauf haben: Weil sie fähig und offen dafür sind, selbst einfach mal Wikipedia aufzuschlagen und dort die Studien und Aussagen der WHO zu Fukushima zu lesen - anstatt wirre fake news von Claudia Roth, tagesschau & Co hinzunehmen.

In diesem Sinne: Bleiben Sie jung!

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