Das sagte mein Vater (Jg. 1941) immer dann, wenn wir über den besten Spieler aller Zeiten diskutierten. Wir sind hier in den 1970'ern und die BRD war mit Beckenbauer Welt- und Europameister geworden. Ein bischen wollte er mich damit auch ärgern, denn für mich - gelernter Vereinsfussballer ab 1966 - war es natürlich Beckenbauer.
Allerdings erinnerte er mich immer wieder daran, dass Fritz Walters Entwicklung (Jg. 1920!) durch den Krieg doch entscheidend gestört wurde. 1954 mit 34 Jahren gewann er als Kapitän die erste WM für die BRD. Was hätte Walter nicht alles gewinnen können, wäre der Krieg nicht gewesen, war von der Generation meines Vaters früher oft zu hören.
Bis in die 1980'er galt man mit 30 Jahren als Fussballopa und reif für die Altherrenmannschaft. Umso mehr wurde Fritz Walter geehrt, der noch 1958 mit fast 38 an der WM teilnahm.
Übrigens: Darüber, dass Pele vielleicht noch ein wenig über Walter und Beckenbauer stand, waren wir uns immer einig. Mit Maradona kam dann ein weiterer, absoluter Ausnahmespieler, der wohl mit Recht zu den Besten aller Zeiten gezählt werden muss.
Die derzeitig überbordene Lobhudelei auf Beckenbauer stört mich ein wenig, denn ich erinnere mich noch schwach an Ärger über Spiele, egal ob Nationalmannschaft oder BL, wo auch dieses Idol nicht mehr als Durchschnitt auf den Platz brachte. In der BamS gabs dann immer die Note 4, also "stark" anstatt "länderspielreif" oder "weltklasse". Zur Erinnerung: Zu Beckenbauers besten Zeiten wurde M'Gladbach 5x Meister. Fussball ist eben, Achtung Binse, eine Mannschaftssportart.
Mir bleibt Beckenbauer mit vielen klugen Äusserungen zum Fussball in Erinnerung. Als Privatmann ist er nicht immer den eigenen Anforderungen - z.B. als bekennender Katholik - gerecht geworden. Aber wer schafft das schon ...
Die diversen Skandale ab der WM 2006 habe ich nur am Rande mitbekommen, dabei aber nie verstanden, warum der Kaiser nicht ganz offen darüber geredet hat. Gerade ihm hätte doch ganz Deutschland selbst einen Stimmenkauf verziehen. Es war früher doch gerade seine Art, die Dinge offen auszusprechen, die ihm grossen Respekt und Bewunderung einbrachte.
Es verbleibt für mich ein bitterer Beigeschmack in der Erinnerung an Beckenbauer, einen der besten Fussballer aller Zeiten.
MfG