Betteriges Law besagt sinngemäß, man könne eine Frage in einer Überschrift getrost mit nein beantworten, ohne den Artikel zu lesen.
Stimmt natürlich nicht immer. Hier aber schon. Das Blatt wenden kann hier gar nichts mehr. Der unseelige Krieg und das Leiden kann nur verlängert werden. Es ist ein wenig wie im Vietnamkrieg: Die direkte Beteiligung der US-Armee beganng - wenn ich das recht entsinne - 1965 mit 3500 als Mannstärke. Bis 1969 wurden es um die 500 000. Die Kämpfe wurden auch zunehmend ausgeweitet, Flächenbombardements, Entlaubung mit Agent Orange, systematische Entvölkerung von ganzen Dörfern, Ausweitung der Kampfhandlungen auf Kambodscha und Laos ... kurz: Immer mehr und vor allem immer mehr Sauereien und Unmenschlichkeit, immer weniger Hemmungen.
Genützt hat es nichts. (Also nicht im Sinne der Ziele der militärischen Intervention der USA.)
Also nein: 20 000 Soldaten aus Frankreich als direkte Beteiligung an den Kampfhandlungen wird am Ende nichts ändern. Der Krieg ist für die Ukraine/Nato nicht mehr zu gewinnen. Bei den 20 000 wird es dann nicht bleiben, man macht einfach immer mehr desselben, was bislang schon nicht gewirkt hat. Wie bei den Wirtschaftssanktionen. Da sind wir - glaube ich - inzwishen beim 14. "Sanktionspaket". Jedes neue "Sanktionspaket" ist das implizite Eingeständnis, dass alle vorherigen nicht gewirkt haben.
Nein, das "Blatt" wird nicht gewendet. Nur das Töten, Leiden und Zerstören verlängert.
Für mich ist die interessantere Frage: Ist es denn wünschenswert, das "Blatt zu wenden"? Ich meine: Nein!
Wünschenswert wäre, dass die derzeitigen Machtstrukturen in der Ukraine, die u.a. durch hochgradige Korruption sowie Nazi-Ideologie geprägt sind, kollabieren. Je schneller, desto besser.
Danach kann man dann - hoffentlich - mit einer neuen Regierung sinnvoll verhandeln. Mit den Grundparametern: Militärische Neutralität des Staatsgebildes Ukraine, Begrenzung von Militär und Bewaffnung auf ein Maß, welches keine Bedrohung für die russische Föderation mehr darstellt und Fernhalten der Bandera-Ideologen von allem öffentlichen Einfluss.
Innerhalb dieser Parameter sind einige Lösungen denkbar, die auch für die verbliebene ukrainische Bevölkerung zu einem halbwegs gutem und normalen zivilen Leben führen.
Ich verfolge die Entwicklung in der Ukraine seit der "Farbenrevolution" von 2004. Ich wünsche mir einen Zusammenbruch der derzeitigen Strukturen so schnell wie möglich. Danach kann man dann an den Neuaufbau von lebenswerteren Strukturen gehen.
Natürlich wäre die Voraussetzung, dass die politische Führung in den USA das "Projekt Ukraine" als gescheitert aufgibt. In Teilen der politisch-medialen Kaste in den USA gibt es solche Tendenzen schon. Die Teile, die an dem Projekt festhalten wollen, wollen dies zumindest bis zum Wahltermin im November retten. Es könnte sein, dass dies nicht gelingt. Mir wäre das recht.