Der Psychater schrieb am 21.03.2024 12:15:
Es gruselt schon, wenn hier all die Hobbygeneräle ihre kruden Ansichten vorbringen.
Es ist nun mal so, dass alle relevanten militärischen Fakten weitgehend unbekannt sind. Nur in Deutschland wird minutiös jedes Waffensystem für die Ukraine als Sau durchs Dorf gejagt. Die Öffentlichkeit weiß dennoch wenig darüber, welcher Staat welche Waffen liefert und was damit verbunden ist. Das zählt üblicherweise zum militärischen Geheimnis.
Es gibt klare Anzeichen dafür, dass das ukrainische Militär schwächelt, weshalb Macron seine Gedanken zur Rolle des französischen Militärs in der Ukraine äußert. Er hat auch Gespräche mit Selensky vom Februar 2022 veröffentlicht. Wenn das keine Propaganda ist, bettelt Selensky Macron an, Moskau an den Verhandlungstisch zu bringen.
Was ich bei denjenigen stört, die Verhandlungen fordern, ist die Tatsache, dass von russischer Seite keine substantiellen Angebote kommen, bloß die Forderung nach Zerschlagung der Ukraine und einer Kapitulation. An keiner Stelle wird erläutert, worauf die Verhandlungen hinauslaufen sollen. Die Idee, man müsse nur Abstand nehmen von einer NATO-Mitgliedschaft, ukrainische Gebiete an Moskau abtreten, und schon wäre Friede Freude Eierkuchen erscheint mir nicht real. Moskau möchte die Ukraine assimilieren, das ist das Ziel des russischen Angriffskriegs. Appeasement gegenüber ultra imperialistische Staaten hat historisch einen ganz üblen Beigeschmack.
Auf der anderen Seite sieht es so aus, als ob der Krieg weiter eskaliert. Eine direkte Beteiligung des französischen Heeres wäre eine enorme Eskalation. Ebenso die Lieferung von Waffensystemen, die aus den Nato-Ländern befähigt und gesteuert werden, der Unterschied eventuell bloß der Ort des Abschlusses wäre.
Wie soll ich so was nennen? Joystick-Krieg? Virtuelle Kriegsführung aus den NATO-Zentralen?
Keine NATO Mitgliedschaft (und keine Krim) das hätte man 2022 haben können und auch 2021, also vor dem Krieg. Wollte man nicht im Westen und auch nicht in der ukrainischen Führung.
Diverse Berichte, und auch der Grundtenor der westlichen Kommunikation vor dem russischen Angriff vor 2 Jahren, deuten darauf hin das die dahingehende Akzeptanz in der Ukraine grösser war als bei den westlichen 'Sponsoren'. Aber wie die Details auch immer aussahen, letzten Endes wurde es deutlich abgelehnt, von wem auch immer.
2 Jahre später ist die Ukraine in einer deutlich schlechteren Position. Hunderttausende Tote und Versehrte, Zig-Millionen von Flüchtlingen, 20% Gebietsverlust und darüberhinaus Verwüstungen, die eh kaputte Wirtschaft ist nun total kaputt, die ohnehin nicht progressive politische Landschaft ist noch mehr auf Korruption und Autokratie getrimmt und eine mögliche Aussöhnung erscheint in absehbarer Zeit so gut wie undenkbar.
Schlicht gesagt, ganz miese politische Situation für das geographische Europa und komplette Katastrophe für die Ukraine. Wenn man unsympathisch und zynisch wär könnte man sagen im Prinzip so wie bei allen Ländern die in den Genuss US-amerikanischer, strategischer Unterstützung gelangen.
Wenn man sich in die russischer Seite hineinversetzt muss man sich schon fragen warum in dieser Situation jetzt grossartige Zugeständnisse gemacht werden sollten? Von russischer Seite ist klar dass deren Hauptziel nur sein kann zu verhindern dass die gleiche Chose in ein paar Jahren wieder losgeht. Plus natürlich die ursprünglichen Bedingungen.
Was sollte Russland also machen, insbesondere auch hinsichtlich der Tatsache das jede Menge Vertrauen von der westlichen Seite komplett verspielt wurde?
Im Prinzip kann Russland nur eine Strategie verfolgen, nämlich unumstössliche Tatsachen zu schaffen und dann mal sehen. Das bedeutet vermutlich den Abschnitt der Ukraine vom Schwarzen Meer und die Schaffung einer deutlichen Pufferzone zur Krim hin. Und dann auf Nord/Süd-Korea hinarbeiten oder so ähnlich. Und dann mal sehen.
Alles Andere macht von russischer Seite aus gar keinen Sinn mehr.
Und wir haben uns das alles selber eingebrockt. Wunderbar.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.03.2024 12:56).