dickbrettbohrer schrieb am 17.11.2024 11:23:
Die Gegener der Wasserstofftechnologie argumentieren hier unehrlich, wenn immer davon die Rede ist, bei 20% Wirkungsgrad sei das ganze unwirtschaftlich. Das ist nicht wirklich relevant, denn wir sprechen hier über die Nutzung von Überschüssen ...
Ich gebe Ihnen recht, eine alleinige Betrachtung des Wirkungsgrades führt nicht zum Ziel. Dennoch ist sicherlich auch richtig, dass ein tiefer Wirkungsgrad die Erreichung des Ziels zusätzlich erschwert.
Das eigentliche Problem besteht darin, dass EE nicht zuverlässig (24/7), sondern flatterhaft (mal viel, mal praktisch gar nichts) Energie zur Verfügung stellen. In Kombination mit technischen und betriebswirtschaftlichen Aspekten gerät die Nutzung der Überschüsse zum Fiasko. In Zeiten des Überschusses muss sehr viel Wasserstoff produziert werden, d.h. während 20 bis 25 % der Zeit muss fast 100 % des benötigten Wasserstoffes produziert werden. Daher müssen die Stromtrassen und Elektrolyseure auf die Spitzenleistungen der EE ausgelegt werden, weshalb diese Kapazitäten der Netze und Elektrolyseure grob gerechnet um den Faktor 4 oder 5 überdimensioniert werden müssen, was den Ressourcenbedarf und die Kosten der Anlagen in die Höhe treibt. Gleichzeitig kann man die Anlagen nur während 20 bis 25 % der Zeit auslasten. Diese Kombination kann sich betriebswirtschaftlich nicht rechnen!
Die Kosten einer Nutzung der Überschüsse der EE werden immer um ein Vielfaches höher ausfallen, als wenn man z.B. einen exakt auf eine stetige Energiequelle (mit wenig CO2-Ausstoss), z.B. eine Kombination zwischen einem Wasserkraftwerk, aber auch einem Kernkraftwerk, und einem leistungsmäßig gut daran angepassten Elektrolyseur. Der Elektrolyseur wird bei gleichen Produktionsmengen sehr viel kleiner und damit preiswerter ausfallen können und die Anlage kann beinahe während 100 % der Zeit genutzt werden. So etwas kann (nicht muss) sich rechnen. Aber um die Überschüsse der EE nutzen zu können, und darauf läuft es letztlich hinaus, um die stark schwankenden Leistungen der EE zu glätten, das wird sich betriebswirtschaftlich niemals rechnen.
Aber auch wenn es gelingt, es wird sicherlich nicht so sein, dass die an günstigen Standorten erzeugte Energieträger zu den heute vorhandenen Industriellen Zentren transportiert werden wird, denn es ist stark davon auszugehen, dass es sehr viel kostengünstiger sein wird die Industrie an Standorte mit preiswerter und 24/7 verfügbarerer Energie zu verlagern. Das erlebt Deutschland gerade im großen Stil. Es ist nicht so, dass die EE kommen wird, es ist so, dass Industrie und Know how ersatzlos ins ferne Ausland abwandern.