Melbar Kasom schrieb am 08.08.2021 15:33:
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal ist seit 1919 internationale Wasserstraße (VvV, Art. 380ff).
Der Ärmelkanal fällt unter Art 35ff UNCLOS.
Belt und Öresund sind seit 1857 (Kopenhagener Konvention ) internationale Wasserstraßen.
Da darf überall jeder durchfahren, der will.
Richtig. Und das südchinesische Meer ist nach Meinung der Mehrheit der Staaten internationales Gewässer. Da darf auch jeder durchfahren. Genauso wie in der Nordsee und der Ostsee.
Nur weil die chinesische Regierung in ihrer Weisheit beschlossen hat, dass dies chinesische Gewässer sind, bedeutet dies nicht, das die anderen Länder dies anerkennen. Wenn man den chinesischen Standpunkt akzeptiert, dann wird weltweit ein Riesenfass aufgemacht. Dann können auch andere Staaten auf den Gedanken kommen eigenwillig Seegrenzen zu verändern.
Russland hätte sicherlich kein Interesse daran, wenn Deutschland oder die Türkei dies auf chinesische Art handhaben - die Hälfte der russischen Flotte käme nicht mehr aus ihren Häfen. Es gibt guten Grund für diese internationalen Vereinbarungen.
Letzendlich bedeutet dieses "Showing of Force" nur, dass man China zeigen will, dass man ihren Standpunkt nicht anerkennt.
Die spannende Frage ist halt, ob China es wirklich riskiert, einen Krieg wegen dieser Gewässer anzufangen. In den nächsten 10 bis 20 Jahren sind sie weder stark genug dafür noch haben sie die Erfahrung für maritime Kriegsführung.
Und sie brauchen noch(!) die westliche Welt als Handelspartner. Sie können selber noch nicht (sic!) flächendeckend Hightech bauen und mit Industrie 4.0 können die westlichen Länder in Zukunft auch konkurrenzfähig in den eigenen Ländern produzieren.
Daher gehe ich davon aus, dass dies von der chinesischen Seite eher machtloses - auf die Innenpolitik zielendes - Geschrei bleibt.
Also ist es auf alle Fälle zielführender, wenn diese Fragen auf Augenhöhe zwischen den Anrainerstaaten gelöst werden und nicht im imperialen Hochmut einfach durchgesetzt werden.
Im Übrigen wird China sehr genau schauen, wie konsequent der Westen in dieser Frage ist, um die entsprechenden Schlussfolgerungen für Taiwan zu ziehen.