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  • weltinbildern

mehr als 1000 Beiträge seit 21.02.2003

Wofür entschuldigen?

Jetzt mal ehrlich… Seit 20 Jahren beschweren sich in schöner Regelmässigkeit Menschen, Kollegen und deren Kinder über sehr unerfreuliche Erlebnisse mit Kevin Spacey ( allein aus der Crew von „House of Cards“ berichteten 8 Kollegen über sexuelle Übergriffe). Jetzt sind die 12 (in Worten Zwölf) Anklagen die Spacey in den letzten 15 jähren in UK angesammelt hat, eingestellt worden bzw. er freigesprochen worden.

Juristisch ist das eindeutig… wen man jemanden eine Tat nicht nachweisen kann, ist er unschuldig. Wäre da nicht die Binsenwahrheit „ Recht hat nicht zwangsläufig etwas mit Gerechtigkeit zu tun“.

De facto ist sexuelle Nötigung so etwas wie das perfekte Verbrechen, da es sich juristisch kaum nachweisen lässt , da die Beteiligten sich in der Regel in einer Situation ohne Zeugen befinden und es meist keine körperlichen Spuren hinterlässt ( die Scharia hat die sehr bequeme Lösung, dass es für die Verfolgung einer Vergewaltigung 2 männliche Zeugen braucht und wenn es die nicht gibt, die Frau wegen Unzucht bestraft wird).

Spannend wäre ein Artikel wie Medien in solchen Fällen berichten sollten, wie der knifflige Spagat zwischen Vorverurteilung, Unschuldsvermutung und den Berichten von Menschen die Missbraucht erlebt haben aussehen könnte ( und selbst Beratungsstellen für mißbrauchte Menschen raten oft von Anzeigen ab, weil die Chancen für eine Verurteilung bei etwa 1 zu 10 liegen) .

Der Fall Weinstein zeigt sehr schön, dass man als mächtiger, reicher Mann der sich die besten Anwälte und regelmässige Schweigegeldzahlungen leisten kann, jahrzehntelang damit durchkommt sein Umfeld sexuell zu terrorisieren ( und es die ebenso mächtige Washington Post & sehr mutige Journalisten und Herausgeber & sehr gute Anwälte & noch viel mutigere Opfer braucht bevor da irgendetwas passiert).

Kurz, wie wäre es mit etwas Solidarität mit den Opfern, die sich in der Regel in einer deutlich schwächeren und verletzlicheren Position befinden?

(Oder anders herum, wie weit wären wir heute in Sachen „Missbrauch in der katholischen Kirche“ wenn die Medien nur über Fälle berichtet hätte in der es zu einer Verurteilung gekommen ist?)

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