Was Moegling als "drei Theorien des sozialen Wandels" bezeichnet, ist reichlich disparat. Mit diesem framing versucht er dem eigentlichen Problem auszuweichen, das da Kapitalismus heisst. Man muss nicht Marxist sein, um anzuerkennen, dass die Analyse des damals aktuellen, immer noch aktuellen Wirtschaftssystems durch Marx korrekt ist. Wohlgemerkt, nicht zwingend das damit verbundene Narrativ der historischen ökonomischen Entwicklung, schon gar nicht in seinem die Zukunft betreffenden Teil. Moegling versteckt das unter dem Alias 'Modernisierungstheorie', die er erkennbar als das beschreibt, was praktisch alle heutigen bürgerlichen Politiker für die Realität halten, weil es eben dem bürgerlichen Weltbild mit seiner kapitalistischen Verfassung entspricht.
Mit Kapitalismus ist weder Nachhaltigkeit noch Postwachstum zu haben. Das schliesst sich gegenseitig aus, auch wenn von der Internationale der Besitzstandwarer mit Fleiss das Gegenteil behauptet wird.
Dieser Prozess muss zuerst von den Menschen in denjenigen Staaten und Regionen ausgehen, in denen Verfassungen mit demokratischem Selbstanspruch vorhanden sind. Hier sind die Handlungsspielräume für sozialökologisches Engagement, intersektionale Zusammenarbeit und zivilen Ungehorsam einsehbar größer und das Handlungsrisiko für die beteiligten Akteure geringer als in Autokratien oder Diktaturen.
Das ist eine scheinbar plausible Behauptung. In Wirklichkeit sind die Handlungsspielräume gerade auch in bürgerlichen Demokratien sehr klein. Ein ausgeklügeltes Verhinderungssystem sorgt dafür, dass alle auf der breiten bürgerlichen Landstrasse bleiben. Die Leitplanken kommen nur selten, wenn überhaupt in Sicht. Am ehsten vielleicht noch in den bürgerlichen Parlamenten. Eine Partei, die den Kapitalismus radikal abschaffen möchte, kommt dort in der Praxis nicht hinein. Wer den Grundkonsens ablehnt, muss leider draussen bleiben. Die Methoden sind, ausser im Notfall, nicht brachial. (Immerhin, wäre in Westeuropa vor '89 eine kommunistische Partei - andere antagonistische Strömungen gab es kaum - per Wahl an die Macht gekommen, wäre sie weggeputsch worden. Dafür gabs stay behind. Besonders gut ist das für Italien dokumentiert, wo die KPI wirklich eine Macht war.) Aber umso wirksamer.
Wer sich an der Herrschaft des Bürgertums nicht abarbeitet, hat schon von Anfang an verloren.