Clemens Traub, als ehemaliger „Fridays for Future“-Demonstrant weit davon entfernt, den Klimawandel zu leugnen, distanziert sich von der Bewegung. Seine These: Sie treibt die soziale Spaltung unserer Gesellschaft voran. Ein Auszug seiner Streitschrift.
https://www.cicero.de/kultur/fridays-for-future-clemens-traub-streitschrift-elite-klimawandel
Das Berliner „Institut für Protest- und Bewegungsforschung“ ging der sozialen Zusammensetzung der Klimabewegung auf den Grund. Dabei befragte es am 15. März 2019 „Fridays for Future“-Demonstrierende bei Kundgebungen in Berlin und Bremen. Finanziert wurde die Studie von der Bündnis 90/Die Grünen-nahen „Heinrich Böll Stiftung“.
Die Studie spricht Bände: Demnach gaben über 90 Prozent der Befragten an, mindestens das Abitur (beziehungsweise die Fachhochschulreife) gemacht zu haben oder dies gerade anzustreben. Eine überwältigende Mehrheit von 90 Prozent! Eine Hauptschule besuchte nicht einmal 1 Prozent der Demonstranten. Knapp zwei Drittel der Schüler rechneten sich selbst der oberen Mittelschicht zu. Auch zuvor hatte ich schon keinen Zweifel daran, dass „Fridays for Future“ eine Bewegung der Bessergestellten ist. Aber was ich in dieser Studie zu lesen bekam, übertraf meine Vermutungen noch. „Fridays for Future“ verkörpert damit nicht einmal ansatzweise den Querschnitt der Gesellschaft, wie so oft behauptet wurde.
Mich wunderte, wie wenig das ernüchternde Ergebnis der Studie dann jedoch diskutiert wurde. Dabei musste die Gesellschaft doch aufgeklärt werden über den privilegierten Background und die daraus folgende Abgehobenheit der jungen Protestler. Verändert dies nicht den gesamten Blickwinkel auf die bestimmende gesellschaftliche Debatte der letzten Monate?
Gerade die Aushängeschilder der Bewegung kommen allesamt aus „bürgerlichsten“ Verhältnissen. Da haben wir zum Beispiel Luisa Neubauer, die bekannteste deutsche „Fridays for Future“-Aktivistin. Aufgewachsen ist sie im recht gut betuchten Elbvorort Iserbrook in Hamburg. Alle Hamburger wissen: Nicht gerade eine Wohngegend, die bekannt ist für ihren sozialen Wohnungsbau. Ihr Abitur machte sie in Hamburg-Blankenese.
Es ist das Hamburger Villenviertel schlechthin. Sightseeing-Busse bieten inzwischen Rundfahrten durch das Viertel an, um den neugierigen Touristen die Prachtvillen zu präsentieren. Sie ist Stipendiatin der parteinahen Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen und auch Mitglied der Partei. Einer Politikerkarriere steht also nichts im Wege, das sagt sie auch selbst. „Eine Karriere als Politikerin möchte ich nicht ausschließen“, erzählte sie beispielsweise „Zeit Campus“.