Was man in den letzten Monaten sehen konnte: Putins russische Regierung verläßt sich zu sehr auf eine imaginierte Stärke, welche real gar nicht mehr existiert. Durch Korruption und Vetternwirtschaft in Rüstungsindustrie und Armee sind viele der auf dem Papier existierenden Waffen überhaupt nicht einsatzbereit. Starre autoritäre Kommandostrukturen, in denen militärische Einheiten nichts tun dürfen, was nicht von oben befohlen worden ist, und nichts darüber mitgeteilt bekommen, was genau der größere Plan ist, machen die Armee unflexibel bis zur Unbeweglichkeit. Die Befehlshaber scheinen oft nicht zu wissen, was im Gelände tatsächlich passiert, und die Soldaten bekommen Befehle, die oft sinnlos oder kontraproduktiv sind. Material, Waffen und Munition sind knapp und mangelhaft.
Sicher, ohne Unterstützung aus dem Westen würde die russische Armee irgendwann gewinnen, aber nach einem wesentlich längeren und verlustreicheren Krieg, als Putin sich das vorstellt. Solang die Ukraine aber vom Westen versorgt wird, kann Putin nicht gewinnen, sondern bestenfalls einen langwierigen Abnutzungskrieg durchziehen. Irgendwann bleibt dann wieder nur noch die Krim, dann steht Putin wieder da, wo er schon 2014 war.
Eine Atommacht kann keinen Krieg verlieren? Das gilt nur dann, wenn sie tatsächlich auch Atombomben einzusetzen bereit ist, selbst um den Preis der totalen Vernichtung. Die USA haben in Vietnam verloren, sie haben in Afghanistan verloren, und im Irak kann man auch nicht wirklich sagen, daß sie gewonnen haben - obwohl sie eine Atommacht sind.