J.Creutzfeld schrieb am 23.05.2021 23:47:
Also, wird ein Jahrzehnte dauernder Krieg überspitzt gesagt, mit dem Fehlen einer Geste begründet?
Ah, Du hast den Inhalt und die Konsequenz einer solchen Geste nicht begriffen, zumal sie ehrlich sein soll.
Meinst Du denn, es wäre damit getan, scheinheilig zuzugeben, dass man grosse Verbrechen begangen hat und insbesondere auf verbrecherische Weise einen palästinensischen Staat verhindert und sich an dessen Landreserven gütlich getan hat? Dieser Geste würde die Ehrlichkeit fehlen. Die natürliche Konsequenz einer ehrlichen Geste wäre natürlich, das begangene Unrecht wiedergutzumachen, sprich Land und Häuser zurückzugeben, Reparationszahlungen zu leisten, das Rückkehrrecht der Flüchtlinge anzuerkennen und wie von der internationalen Gemeinschaft längst beschlossen, entweder die Flüchtlinge tatsächlich zurückkehren zu lassen oder sie zu entschädigen.
Von einer solchen Geste ist Israel weit entfernt.
So naiv kann doch im Ernst niemand sein.
Ja, es ist naiv zu denken, dass Israel eine ehrliche Geste machen würde, denn sie würde massive Landverluste für Israel bedeuten, ebenso wie Machtverluste.
Mag der Konflikt für die Palästinenser noch existenziell sein, ist er für die Hamas ein Machtinstrument und für zahllose autokratische Regime (arabisch oder muslimisch) ein Propagandamittel um den Zorn der Masse von sich weg zu lenken.
Das Spiel der Extremisten gelingt deshalb, weil Israel die Palästinenser gezielt in diesen Extremismus treibt. Sobald die Palästinenser eine echte Perspektive hätten, würde der Extremismus zwar nicht aussterben (genausowenig wie auf israelischer Seite), aber ihm würde viel Nahrung entzogen.
Ich bezweifle, dass die Profiteure des Konflikts einer solchen Sprache überhaupt zuhören würden.
Ja, und da die Profiteure des Konflikts zum grössten Teil (aber nicht ausschliesslich) auf israelischer Seite stehen kannst Du Dir selber ausrechnen, wie viel Motivation auf ebendieser Seite besteht, um die gewünschte "ehrliche Geste" zu machen.