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  • hubid

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Re: Frieden in Nahost ist unmöglich

Matthias Mansfeld schrieb am 23.05.2021 23:46:

Ich meine NICHT, daß diese Lösung Nr. 3 von außen aufgedrückt werden kann. Das kann nur gelingen, wenn es im Konsens von allen dort lebenden Menschen (im heutigen Israel UND im heutigen Palästina) selber gemeinschaftlich auf die Beine gestellt wird.

Und wo wäre die charismatische Persönlichkeit in Israel, die das Volk Israels, das zur Zeit mehrheitlich hinter einer Politik des Israel als "Staates der Juden" steht, dazu bringen könnte, eine komplette Kehrtwende zu machen? Immerhin fährt dieser Staat Israel recht gut - natürlich hat jeder Israeli Blut an den Händen, aber man hat dadurch laufend Landgewinne gemacht, man hat sich über einen grossen Teil Palästinas ausgedehnt und solange man das Gewissen damit beruhigt, dass man irgendwie ein Recht darauf hat und sich lediglich verteidigt, wird sich da nichts ändern. Auf israelischer Seite müsste ziemlich viel passieren, damit die jetzt dort lebenden Israelis den Staat Israel aus eigenen Stücken wieder aufgeben.

Auf palästinensischer Seite könnte ich mir das eher vorstellen: Natürlich ist man dort jetzt scheinbar unversöhnlich und teilt laufend tötliche "Piekse" aus. Hätten die Palästinenser aber eine echte Perspektive könnte ich mir vorstellen, dass die grosse Masse die Extremisten zum Teufel jagt und nach dieser Perspektive greift.

Wie das Gebilde dann heißt, ist Nebensache, aber vom Gebiet her beide zusammen, doch.

Also die Existenz von Israel nicht im Mindesten in Frage stellen,

Das Selbstverständnis von Israel besteht in der Eigenschaft als "Staat der Juden", in dem zwangsläufig eine jüdische Oberherrschaft existieren muss - nach der erklärten Absicht einer Mehrheit der Israelis offenbar nicht nur auf Regierungs- sondern auch auf Alltagsebene.

Wie könnte man Israel dazu bringen, einen palästinensischen Premierminister an der Spitze zu akzeptieren? Und dazu müsste es zwangsläufig kommen.

Nötig wäre, daß auf allen Seiten mal ganz klar die Fundis, Hardliner und Zündler nicht mehr das Sagen und Handeln bestimmen können.

Ich denke wie gesagt, dass das eine Frage der Perspektive und der Erfahrung ist: Palästina ist mit den Hardlinern recht schlecht gefahren, und ich könnte mir trotz des Drucks aus der arabischen Welt, der in eine noch härtere Linie weist, vorstellen, dass das palästinensische Volk mit einer gerechten Lösung, die nur Vorteile bringen würde, nach einer Zeit der Kulturbildung einverstanden wäre, falls auf israelischer Seite auch eine gewisse Sühnebereitschaft bestehen würde.

Aber auf Seiten Israels müsste zuerst mal ein Unrechtsbewusstsein geschaffen werden, das so stark sein müsste, dass die offensichtlichen Nachteile, nämlich den Anspruch auf unbedingte Kontrolle durch die jüdischen Israelis und die Ansicht, die gottgegebenen Herren in der Region sein zu müssen, aufzugeben, dahinter zurücktritt. Das Unrechtsbewusstsein müsste ausserdem so gross sein, dass man das hehre Selbstbild vom angegriffenen Israeli, der sich lediglich verteidigt, aufgeben müsste und sich überall, d.h. in Taten und Worten und auf dem internationalen Parkett dazu bekennt, grosse Schuld auf sich geladen zu haben, die man jetzt irgendwie wiedergutmachen muss.

Das kann ich mir zur Zeit nicht recht vorstellen.

Ich weiß, ich bin wahrscheinlich hoffnungslos naiv.....

Ja, der Ansatz taugt ebenfalls wie die Vorstellung einer ordnenden dritten Macht zumindest zur Zeit nur als Denkmodell, da die Voraussetzungen zu einer Umsetzung schlicht nicht gegeben sind.

Realistisch bez. einer Einstaatenlösung erscheint im Moment lediglich eine, in der ein grosser Teil des palästinensischen einen kompletten Verlust seiner Heimatrechte realisieren muss und der Rest als Menschen zweiter Klasse mehr geduldet als willkommen in Grossisrael dahinzuvegetieren erlaubt würde.

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