Ansicht umschalten
Avatar von Kazuko
  • Kazuko

609 Beiträge seit 18.05.2023

Man könnte, wenn man wollte.

So schön und motivierend ich es auch finde, dass Frieden prinzipiell möglich wäre (denn Menschen wie William Ury oder Marshall Rosenberg geben einem dazu das notwendige Werkzeug an die Hand), bleibt doch die Frage offen, warum wir nicht in einer friedlichen Welt leben. Auch wenn das nicht mal so eben beantwortet werden kann, möchte ich einige Gedanken dazu äußern.

Um auf Rosenberg zurückzukommen: davon ausgehend, dass Urteile, Kritik und Feindbilder verhängnisvolle Ausdrucksformen von unerfüllten Bedürfnissen sind, könnte es relativ leicht sein, Konflikte friedlich zu lösen, nämlich indem man Bedürfnisse äußert, sich somit mit anderen verbindet (durch Verständnis und Empathie) und letztlich einen gewaltfreien Weg findet.

Wo also liegt das Problem? Vermutlich gibt es nicht nur einen Grund, warum wir nicht in einer friedlichen Welt leben. Einer davon ist meines Erachtens der Kapitalismus. Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Gewalt. Es spielt dabei keine Rolle, ob wir es mit einer Demokratie oder einem autoritären Staat zu tun haben – letztlich stehen alle kapitalistischen Staaten in Konkurrenz zueinander, der Kampf um Ressourcen usw. wird sich (auch im Hinblick auf die Entwicklungen im globalen Süden) in Zukunft sicher noch verschärfen. Wenn also bestimmte Interessen im Fokus stehen (und nicht Bedürfnisse), ist klar, warum sich Regierungen nicht deutlich mehr für Frieden einsetzen: Krieg dient der Machterhaltung.

Das erklärt meines Erachtens auch, warum Feindbilder systematisch aufgebaut und dann von manchen Medien und Interessengruppen aufrechterhalten werden – wir sehen/ lesen es täglich in den Nachrichten, es gibt viele Beispiele hier im Forum und im RL. Die Art und Weise, wie wir sprechen, spiegelt unsere Gedanken und definiert die Welt, in der wir leben.

Nicht nur der Kapitalismus fördert Gewalt und rücksichtsloses Streben nach Macht, auch z.B. Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus (die der Kapitalismus vielleicht ebenfalls fördert?)... in der klinischen Psychologie lassen sich einige Erklärungen finden, das ist ein weites Feld. Der Kampf für Frieden mag einem aussichtslos vorkommen, wenn man bedenkt, über wie viel Macht eine kleine Elite verfügt. Andererseits: was wäre alles möglich, wenn sich die Gesellschaft nicht so spalten und manipulieren ließe.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten