Natürlich freue ich mich auch über jeden Krieg, der vermieden werden kann. Ich brauche keinen Krieg, um glücklich zu sein. Krieg bringt viel Unglück über die Menschheit.
Und trotzdem schaffen es immer wieder populistische Politiker in die höchsten Ämter eines Landes und versuchen ihre gefährlichen Ziele umzusetzen.
Die fangen erst damit an politische Gegner einzusperren oder umzubringen - und wenn dann die innenpolitische Unzufriedenheit und die Beschwerden von außerhalb wachsen, dann sucht man halt außenpolitische Abenteuer und steigert sich in den Hurra Patriotismus, um das eigene Volk hinter sich zu versammeln.
Ein typischer Fall dafür ist Putin. Der hat seine Aggressivität und Gewaltbereitschaft - nach eigenen Angaben - erst in den Leningradern Hinterhöfen gelernt und dann beim skrupellosesten Geheimdienst der Welt - ein Geheimdienst, der stolz darauf ist, im Laufe der letzten 100 Jahre Millionen Menschen umgebracht zu haben - aber nie die Verantwortung dafür übernehmen musste. Natürlich hat dieser Geheimdienst in der Zeit öfter mal den Namen geändert - Tscheka, NKWD, KGB oder FSB - das Personal und die Methoden haben sich allerdings nie grundlegend geändert.
Wie geht man also mit solchen Menschen, der von Anfang an gelernt hat, sich gewissenlos mit Gewalt durchzusetzen?
Putin ist natürlich nicht der einzige Typ, der so tickt. Auch im Westen gibt es skrupellose Politiker. Aber meistens gelingt es im Westen, den Wirkungsspielraum dieser Menschen durch Gesetze einzuschränken. Das ist in Russland gründlich fehlgeschlagen.
Normalerweise ist für solche Typen, die über die Stränge schlagen, die Polizei zuständig. Klappt bloß nicht, wenn der Betreffende bereits oberster Repräsentant des Staates ist und den Geheimdienst unter Kontrolle hat.
Und da kommen wir zu dem Problem des Pazifismus. Was macht man, wenn eine Diktatur wie Russland anfängt, außenpolitische Abenteuer zu suchen, um von innenpolitischen Problemen abzulenken. Dem es völlig egal ist, wenn andere Menschen sterben.
Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass Putin sich durch Pazifisten aufhalten lässt? Es gibt zahllose Beispiele aus der Geschichte, dass wenn man solchen Menschen nachgibt, die Forderungen beim nächsten Mal noch größer werden.
Am Pazifismus finde ich gut, dass er uns immer wieder daran erinnert, zwischenstaatliche Probleme ohne Gewalt zu lösen. Diesen Punkt haben wir bei den zwischenstaatlichen Konflikten innerhalb der EU erreicht. Dafür mein Dank.
Allerdings gibt es auch Kipppunkte, wo der Pazifismus oder Appeasement eben nicht mehr funktionieren. Wo diese Leute aus Sicht eines Diktators nur noch nützliche Idioten sind (nicht meine Meinung), die dafür sorgen, dass seine Gegner geschwächt werden.
Hier hilft - imho - nur noch sich zu wehren. Und das ist eben keine Kriegsideologie, sondern gesunder Menschenverstand. Allerdings ist das auch Ultima Ratio - der letzte mögliche Weg.
Manche Menschen brauchen etwas länger, das zu erkennen - und manche erkennen es nie.
Wilhelm Busch bildet meine Einstellung dazu im Gedicht "Bewaffneter Friede (1874)" ab.
Ganz unverhofft, an einem Hügel,
Sind sich begegnet Fuchs und Igel.
„Halt“, rief der Fuchs, „du Bösewicht!
Kennst du des Königs Ordre nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
Und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
Der immer noch gerüstet geht? –
Im Namen Seiner Majestät,
Geh her und übergib dein Fell!“
Der Igel sprach: „Nur nicht so schnell!
Laß dir erst deine Zähne brechen,
Dann wollen wir uns weitersprechen.“
Und alsogleich macht er sich rund,
Schließt seinen dichten Stachelbund
Und trotzt getrost der ganzen Welt,
Bewaffnet, doch als Friedensheld.