Stimmy schrieb am 29.10.2024 13:40:
Pearphidae schrieb am 24.10.2024 19:04:
Stimmy schrieb am 24.10.2024 16:01:
Klar. Auch schon bei Corona wurde Gegnern und Nichtbefolgern der Corona-Maßnahmen ständig Egoismus unterstellt und sie wurden in beliebige negative Schubladen gesteckt.
Ist ein Verhalten politisch unerwünscht, wird es ganz schnell zu Egoismus. Und wer das hinterfragt, wird diffamiert und gern in die rechte Ecke geschoben.Menschen, die aus ethischen Gründen Krieg absolut ablehnen, kommen in den tollen Pazifisten-Schubladen z.B. überhaupt nicht vor.
Menschen, die kritisieren, dass im Zweifelsfall v.a. die einfache Bevölkerung an die Front geschickt wird, ebenfalls nicht.Und Menschen, die einen Krieg wegen der ökologischen, kulturellen und gesellschaftlichen Folgen - von schlechterer Versorgung bedürftiger Menschen bis hin zum möglichen Ende des irdischen Lebens - für völlig indiskutabel halten, kommen ebenfalls nicht wirklich vor. Wer sie wirklich nur schlechtmachen will, ohne sich mit ihren Anliegen irgendwie zu befassen, könnte sie vielleicht in die "Angstpazifisten"-Schublade stecken.
Letztlich schafft man mit sowas nur gesellschaftliche Spaltung. Und je gespaltener eine Gesellschaft ist, desto weniger Menschen sind wirklich bereit, sich für die Gesellschaft einzusetzen.
Ganz offen sage ich: Ich stehe über sowas. Wer mich in eine Schublade stecken will, kann das von mir aus gern tun.
Mir reicht ein kleiner Gedankengang. Eine W80-Wasserstoffbombe hat 150 kt TNT-Äquivalent und kann damit eine Großstadt in Schutt und Asche legen, das kann sich jeder interessierte Mensch auf Nukemap o.ä. ansehen.
Diese Bombe ist 80 cm lang, hat 30 cm Durchmesser und wiegt 130 kg. Und die Vorstellung, dass ich prinzipiell einen menschengemachten Gegenstand in meinen Händen halten könnte, der auf einen Schlag eine Großstadt in Schutt und Asche legen könnte, ist für mich kaum rational vorstellbar.
Bei mir weckt dieser Gedanke Gefühle, dass wir - Wir im Sinne der ganzen Menschheit - schnellstens davon weg müssen, uns mit beliebig schrecklichen Waffen gegenseitig zu bedrohen und Sicherheit in der Abschreckung zu suchen.
Ob wir das schaffen, wird nur die Zukunft zeigen.
Und klar kann man sich für solchen Gedanken in Schubladen stecken und mit Dreck bewerfen. Das steht jedem Menschen frei. Es interessiert mich nur nicht mehr sonderlich.Es gibt Leute, die schleppen immer und überall "Corona" an, egal ob es zum Thema passt oder nicht und wo Sie persönlich drüber oder drunter stehen, interessiert thematisch genausowenig wie Ihr persönliches Vorstellungsvermögen. Zudem ereifern Sie sich für Ihr angebliches Desinteresse hier ziemlich wortreich.
Ich greife mal die einzigen 4 thematischen Sätze heraus:
1. "Menschen, die aus ethischen Gründen Krieg absolut ablehnen, kommen in den tollen Pazifisten-Schubladen z.B. überhaupt nicht vor.
Auch wenn ich persönlich gelegentlich mal des lieben Friedens Willen in einer Meinungsverschiedenheit nachgebe, würde ich niemals ein Opfer von Gewalt hilflos seinem Peiniger überlassen, wenn ich die Möglichkeit habe, Beistand zu leisten.
Da niemand einem anderen das Recht der Selbstverteidigung verwehren darf, stellt die undifferenzierte Aussage "Ich will keinen Krieg." eine menschenleben-verachtende Plattitüde dar, weil sie Aggressoren und Verteidiger auf eine gleiche Stufe stellt. …
Diese Argumentation hat nur einen - für mich sehr entscheidenden - Haken:
Ein Mensch ist ein Individuum. Ein Staat ist kein Individuum.
Ein Mensch kann für sich selbst entscheiden, wie weit er von dem Recht und der Möglichkeit zu Notwehr oder auch Nothilfe Gebrauch macht. Das hängt von den eigenen Fähigkeiten, körperlichen Voraussetzungen und ethischen Vorstellungen ab.
Beispiel: Es könnte durchaus von der Nothilfe gedeckt sein, mit seinem Auto ohne Vorwarnung eine paar Jugendliche zu überfahren und sie damit alle zu töten, die gerade auf einen am Boden liegenden Menschen eintreten.
Für Notwehr, also wenn man selbst angegriffen wird, gilt Ähnliches. Es gibt auch sehr hässliche Techniken zur Selbstverteidigung.
Ob man sowas wirklich tun möchte, ist dann auch eine Gewissensentscheidung (=> hat der Angreifer für einen wirklich so verkackt, dass man ihm das antun möchte?).
Und genau diese Gewissensentscheidung gibt's für mich auch rund um Kriegsdienst. Mit der Steigerung, dass mir die "Gegner" nicht mal was getan haben. Und nur die "Gegner" und "wir" zum Austragen eines zwischenstaatlichen Konflikts herhalten sollen. Und da greift für mich der Vergleich mit Notwehr nicht mehr.
Sie schweifen auf folgende Themen ab:
a) Unsere deutschen nationalen Regeln zu Notwehr und Nothilfe.
b) Gewissensentscheidung einzelner Personen bezüglich eines Dienstes an der Waffe.
Insgesamt mutet Ihre Argumentation an, als würde es Ihnen nicht gefallen, wenn die Ukraine stark genug werden würde, um die angreifenden Terroristen aus ihrem Land zu vertreiben und Sie nicht bereit sind, persönliche Anstrengungen zum Beistand für andere aufzubringen.
Dazu sei gesagt: Die Kostensteigerungen in der Energieversorgung hatten nichts mit unserer Waffenhilfe an die Ukraine zu tun, sondern mit dem Prinzip, dass sich unser Staat nicht von einem anderen Staat erpressen lässt. Und die "Schweinereien", die derzeit die Hersteller der Produkte des täglichen Bedarfs z.B. durch Mogelpackungen mit reduzierten Inhaltsmengen, veränderten Zusammensetzungen von Produkten mit billigeren oder qualitativ schlechteren Zutaten, betreiben, sind alleine der Gier der Firmen geschuldet, die gerade eine günstige Gelegenheit nutzen. Weiteres aktuelles Ungemach ist den politischen Kapriolen unserer Ampel geschuldet.
Zu a)
Einem Volk wohnt die Summe des Selbstverteidigungsrechts eines jeden Einzelnen inne. Es ist also blanker Unsinn, das Selbstverteidigungsrecht einem Staatengebilde abzusprechen und nur einem einzelnen Individuum einräumen zu wollen. Was einen Staat bedroht, stellt auch eine Bedrohung für jeden Bürger des Staates dar, egal ob einzelne Personen dies persönlich so empfinden oder nicht. Es genügt wenn eine Bedrohung von einer Mehrheit des Staates wahrgenommen wird. Diese Wahrnehmung wiederum erfolgt durch die Vertreter, die ein Volk als Regierung gewählt hat. Diese entscheidet auch welche Maßnahmen ergriffen werden.
Von Gemeinschaften ausgearbeitete internationale Regeln mit den Maßstäben einer einzelnen persönlichen Meinung kritisierend zu vergleichen, zeugt von einer sozialunverträglichen Ignoranz der Bedürfnisse anderer.
Die UN-Charta und das in ihr eigebundene Völker- und Kriegsrecht haben andere Regeln, als unsere nationale Gesetzgebung, in der es Beschränkungen für alle möglichen Handlungen der Bürger gibt. Es lassen sich also lediglich moralische Grundsätze, aber nicht Einzelregelungen von internationaler Ebene auf unsere nationale runter brechen.
Die UN-Charta hingegen legt einem Verteidiger gar keine detaillierten Beschränkungen hinsichtlich der Verteidigung auf und im Völkerrecht gibt es bezüglich des Einsatzes der Mittel die ein Staat als nötig erachtet, um eine Bedrohung oder eine Aggression abzuwenden, kein Limit der Intensität, sondern nur das der grundsätzlich verbotenen Kampfmittel und Methoden. Siehe hierzu die Kapitel "Verbotene Kampfmittel", "Verbotene Kampfmethoden" und "Andere verbotene Kampfmethoden" im Humanitären Völkerrecht:
https://www.bmvg.de/de/themen/friedenssicherung/humanitaeres-voelkerrecht
Zu b)
Natürlich darf in Deutschland jeder für sich innerhalb des Wehrdienstes einen Dienst an der Waffe ablehnen. Dies wird dann sogar im Fall eines Kriegseinsatzes berücksichtigt. - Etwas ganz anderes ist die Entscheidung eines Staates, ob er sich aus Konflikten anderer Staaten heraus hält oder einer der Kriegsparteien Beistand leistet. Dies ist von der Beziehung der Völkerzueinander sowie den Möglichkeiten des um Hilfe angerufenen Staates abhängig.
Dies lässt sich sogar am Beispiel einer Einzelperson darstellen:
Ob eine Frau einer anderen Person in Not zu Hilfe kommt, ist abhängig von …
a) … ihrer körperlichen Befindlichkeit im Verhältnis zu der des Angreifers. Eine schmächtige Person wird bei körperlichen Angriffen eher andere Hilfe herbei rufen, als selbst einzugreifen.
b) … ihrer Beziehung zum Opfer. Mütter können zu Löwinnen werden und ihr Kind selbst dann ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben verteidigen, wenn sie körperlich unterlegen sind.
c) … ihrer allgemeinen Zivilcourage. Manche Menschen greifen aufgrund eines starken Unrechtsbewusstseins immer ein, wenn sie einer solchen Situation begegnen. Da schafft es dann sogar eine entschlossene ältere Dame, Räuber mit ihrer Handtasche in die Flucht zu schlagen: https://www.youtube.com/watch?v=4avI8FGFPDA
d) … ihrer Sozialisierung. Wem Schicksale und Gefühle anderer Menschen grundsätzlich egal sind, der hat keinen Impuls dazu überhaupt eigeninitiierte Hilfe zu leisten und selbstlose schon gar nicht.
… - Wozu irgendwelche Regeln aufstellen, wenn man das Recht des Stärkeren gelten und ihm sich alles nehmen lässt? Da können wir die UNO genausogut direkt wegschmeißen und unsere kulturellen Werte auch gleich hinterdrein werfen.
Mir wäre es viel lieber, wenn es die Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten und anderswo gar nicht gäbe und die angreifenden Terroristen andere Wege für die Durchsetzung ihrer politischen Ziele gewählt hätten, als Gewalt anzuwenden. Die Opfer wiederum haben entschieden sich gegen die Angriffe wehren zu wollen.
Was ist am moralischen Kompass derjenigen defekt, die Gewaltanwendung eines Angreifers offensichtlich akzeptieren, weil sie nichts versuchen, um ihn davon abzuhalten und das Opfer auffordern stillzuhalten?
Für sich selbst darf jeder - so er eines Tages in das Antlitz einer Person blickt die ihm nach dem Leben trachtet - für sich selbst gerne die Entscheidung treffen, sich nicht gegen das Ansinnen wehren und auch keine Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen, damit außer der eigenen Person nicht auch noch andere Personen - womöglich gar noch der Angreifer selbst - Schaden nehmen können.
Anderen kann und dürfen derartige Entscheidungen nicht abverlangt werden.
2. Menschen, die kritisieren, dass im Zweifelsfall v.a. die einfache Bevölkerung an die Front geschickt wird, ebenfalls nicht."
Liegt vermutlich daran, dass eine Bevölkerung "vor allem" aus "einfachen" Bürgern besteht. Mit den paar Hanseln der Oberschichten kriegt man kaum einen einzigen kompletten Kampfverband zusammen.
3. "Und Menschen, die einen Krieg wegen der ökologischen, kulturellen und gesellschaftlichen Folgen - von schlechterer Versorgung bedürftiger Menschen bis hin zum möglichen Ende des irdischen Lebens - für völlig indiskutabel halten, kommen ebenfalls nicht wirklich vor."
Hier gilt gleiches wie unter 1., doch hier kommt tatsächlich auch eine "Motivation" zutage. Allerdings müssen sich "Öko-Kulti-Pazifisten" die Frage gefallen lassen, welche Kultur ein Volk überhaupt noch leben kann, das von einem Aggressor "entnazifiziert" wurde. Und ob einen die eigene Kultur nicht anekelt, wenn man ihretwegen der Vernichtung eines anderen Volkes tatenlos zugesehen hat, obwohl man die Mittel gehabt hätte, dies mit Beistand zu verhindern.
4. "Bei mir weckt dieser Gedanke Gefühle, dass wir - Wir im Sinne der ganzen Menschheit - schnellstens davon weg müssen, uns mit beliebig schrecklichen Waffen gegenseitig zu bedrohen und Sicherheit in der Abschreckung zu suchen."
Das ist das große Menschheits-Ideal, das jedoch leider nicht alle Menschen teilen. Potentielle Aggressoren wie Putin haben nunmal ihre eigene Ansichten über Krieg und Frieden und für die ist kriegerische Aggression das Mittel der Wahl, um ihre Ziele - ungeachtet der Bedürfnisse anderer - mit Gewalt durchzusetzen. Solche Schlägertypen machen nur vor denjenigen halt, die stärker sind als sie selbst.
Das ist nunmal so. Ansonsten: Falls Sie ein Patentrezept haben, wie man wild gewordene Diktatoren besänftigt ohne ihnen sich selbst oder andere in den Rachen zu schmeißen - immer her damit!
Ein Patentrezept habe ich nicht, das Verhalten ist evolutionär bedingt und damit - hypothetisch - allenfalls mit Mitteln der Gentechnik ursächlich zu verändern.
Es gibt schon eines: Stärker sein als aggressive Diktatoren. Das schreckt ab und sorgt für stabilen Frieden. Und wenn die eigene Stärke alleine nicht ausreicht, bietet sich ein Bündnis mit anderen an. Gemeinschaften sind umso stärker und abschreckender, je williger sie einander beistehen. Das gilt für Staaten von Ameisen genauso wie für menschliche.
Es geht natürlich auch weniger extrem. Für mich z.B. damit, nur noch Parteien zu wählen, die Frieden und ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung befürworten.
Mir fällt gerade keine Partei ein, die das in Deutschland bestehende Recht auf die Verweigerung des Dienstes an der Waffe – auch Kriegsdienstverweigerung genannt – abschaffen will. Und Frieden wollen im Grunde alle – nur über den Weg, wie dieser für Deutschland gesichert oder im Krieg befindliche Länder erreicht werden kann, ist unterschiedlich.
An Ihrer Argumentation wird der Egoismus jener Menschen deutlich, den Lobo in seinem Artikel über "Lumpenpazifisten" beschrieb: Menschen die in einer eine Gesamtbevölkerung betreffende Situationen ohne Rücksicht auf andere ausschließlich auf ihre individuellen, ganz persönlichenUmstände und Interessen blicken.
Im Übrigen finde ich es erschreckend, wenn Bürger unseres Landes nicht über Grundlagenwissen bezüglich des Unterschiedes zwischen nationalen Gesetzen und internationalen Regelungen verfügen, so dass es in einer Diskussion erst erläutert werden muss und mit ihren aus Unwissenheit resultierenden sozialunverträglichen Meinungen andere Leute belehren wollen.