Ansicht umschalten
Avatar von Ignoramus-et-Ignorabimus
  • Ignoramus-et-Ignorabimus

mehr als 1000 Beiträge seit 07.11.2017

Einigermassen problematisch ...

... finde ich die Verleihung schon. Wenn man mal vom Selbstverständnis der Verleiher des Preises ausgeht, heisst es auf deren Webauftritt:

Seit 1950 wählt der Stiftungsrat des Friedenspreises jedes Jahr eine Persönlichkeit aus, die einen wichtigen Beitrag zum Frieden, der Menschlichkeit und der Verständigung der Völker geleistet hat.

jetzt kann man natürlich argumentieren, dass jede Verständigung erst einmal damit beginnt, dass man einen authentischen eigenen Standpunkt findet und auch formuliert. Und das erst von diesem Standpunkt aus Frieden und Verständigung erarbeitet werden kann.

Dass es dem Preisträger gelungen ist aus seiner Wahrnehmung heraus einen authentischen Standpunkt zu seiner Situation zu formulieren, und das er dies auch in eine literarische Form gebracht hat, möche ich auch gar nicht bestreiten. Ebensowenig finde ich auch die Authentizität der Sprache angesichts des wahrgenommenen Zivilisationsbruchs durch den russischen Angriffskrieg per se kritikwürdig. Oder um's einfach auszudrücken, sowas kommt eben von sowas ...

Trotzdem finde ich eben, dass ein Literaturpreis, der mit einen dermassen hohen humanistischen Anspruch an den Preisträger daherkommt, auch berücksichtigen muss, wie das Werk rezipiert und auch ausserhalb der tagesaktuellen politischen Umstände wirken, und wahrgenommen werden kann. Und da sind eben Missverständnisse und Interpretationen möglich, die den Verleihungskriterien des Preises diametral entgegen stehen. Und deshalb finde ich eben die diesjährige Preisverleihung auch einigermassen problematisch.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten