https://www.spiegel.de/kultur/heinrich-boell-ueber-franz-alt-frieden-ist-moeglich-a-e224793a-0002-0001-0000-000014023910
Ich habe das Buch "Frieden ist möglich" von Franz Alt damals mit 16 gelesen kurz bevor ich den Militärdienst bzw. den "Dienst an der Waffe" verweigert habe. Jetzt - fast 40 Jahre später - zweifle ich zum ersten mal im Leben daran, dass Frieden möglich ist. Wir hatten in Westdeutschland "Ein bisschen Frieden" auf dem 1. Platz (hahaha!) und man konnte über die Kriege in anderen Teilen der Welt ganz gut hinwegsehen. Dabei hat das Bedrohungsgefühl sogar noch etwas geholfen.
Heinrich Böll prophezeite damals Franz Alt, dass er es "schwer haben" würde. Das war dann auch so, aber er hat es durchgestanden. Und was ist denn wirklich schwer angesichts der Vernichtung? Wir hatten damals alle Angst. Wir haben "The Day after" gesehen und uns informiert und sind auf Demos gegangen und haben uns mit unseren Eltern gestritten. Die Angst hat dann irgendwann nachgelassen. Man hat sich mit der Wende beschäftigt und dem fetten korrupten Arschloch Helmut Kohl. Ich habe mich anderen Themen zugewendet wie die allermeisten meiner Zeitgenossen, wenn nicht alle.
Aber wer hätte gedacht, dass das dicke Ende noch kommt? Man hat es geahnt, aber doch nicht so schnell! Für Franz Alt kommt es immerhin am Ende, er hat sein Leben gelebt. Wir haben immerhin auch ein Leben gehabt und sind jetzt Mitte 50 - so alt wie Alt war, als es um die Nachrüstung ging. Aber viele jüngere Leute werden ihr Leben erst begonnen haben und dann ist es auf einmal schon vorbei.