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Re: Beispiel? Covid!

jfmprof schrieb am 07.08.2022 17:17:

Stimmt.
Hätte man ja auch die Zulassung beantragen können.
Strategie?

Ich nehme mal an, daß da auch russischerseits kein Vertrauen in die EU-Prozeduren besteht, sondern man davon ausgegangen ist, daß durch Manipulationen beim Zulassungsverfahren der Erfolg von Sputnik V auf dem internationalen Markt sabotiert werden sollte.

Davon kann man ausgehen, vom Mißtrauen.
Ob da eine gewollte Manipulation des internationalen Marktes im Spiel gewesen sein sollte?
Will ich nicht beurteilen, die Kommunikation war überhaupt in dieser Debatte auf Krawall gebürstet. Ich kann mich kaum an eine sachliche Diskussion erinnern, außer unter medizinischem Personal.
Covid gibt es gar nicht war nur eine "Argumentation" davon.
Die nächste Seuche kommt bestimmt.
Das ist seit Menschengedenken so.

...

Es ging also nicht um die Sache wie Schutz vor einer potentiell tödlichen Infektion, sondern war ein Mittel zur systematischen Destabilisation und gewollt gefühlter inidvidueller Unsicherheit.

Das glaube ich nicht. Wenn ich mit möglichst minimalem Aufwand einen Covid-19-Impfstoff von zweifelhafter Qualität entwickeln sollte, würde ich einen primitiven Totimpfstoff nehmen. Kultur mit C19-Erregern nehmen, Beta-Propiolacton drauf, irgendwas mit Filtrieren und Zentrifugieren und Adjuvantien (bin da zugegebenermaßen Laie) und hurra, wir haben den ersten C19-Impfstoff der Welt.

Vektorimpfstoffe sind da viel komplizierter. Dem Vektor wird die Erbinformation für ein für die Replikation notwendiges Enzym herausgeschnipselt und an dieser Stelle der Code für das Spikeprotein eingefügt. Das Vektorvirus kann sich dann nur noch in Zellen vermehren, die das herausgeschnipselte Enzym selber produzieren. Da normale menschliche Zellen dem Virus diesen Gefallen nicht tun, muß man eine embryonale Zelllinie so genmanipulieren, daß sich das Virus darin vermehren kann. Das Impfvirus ist daher normalerweise vollkommen harmlos, selbst für immungeschwächte Personen, weil das Impfvirus sich nur in erster Generation vermehren kann. Manchmal freilich wird auch Erbgut der embryonalen Zelllinie in das Erbgut des Impfvirus eingekreuzt, so daß in geringem Umfang auch Impfviren mit der Fähigkeit zu weiterer Replikation entstehen, die aber normalerweise immer noch ziemlich harmlos sind. Als Vektor nimmt man halt nur Viren, die beim Menschen wenig pathogen sind.

Der Astra-Zeneca-Impfstoff arbeitete nach demselben Prinzip, hatte aber zwei Designfehler: Einmal wurde für beide Dosen derselbe Vektor genommen, so daß die Wirkung der zweiten Dosis durch Antikörper gegen den Vektor abgeschwächt ist. Diesen Fehler haben die Russen vermieden.

Ein zweites Problem ist, daß die Vektorviren DNA-Viren sind und ihre Erbinformation in menschlichen Zellen einer Prozedur des Splicing unterliegt, so daß neben der gewünschten Form des Spike-Proteins auch andere Formen gebildet werden. Bei dem Astra-Zeneca-Impfstoff war dies eine Ursache der Probleme mit Thrombosen. Anscheinend hat die J&J-Tochter Janssen bei ihrem Vektorimpfstoff (mit Erfolg?) versucht, dieses Problem zu vermeiden. Ob die Russen das auch gemacht haben, ist mir nicht bekannt.

Die Russen hatten anscheinend teilweise, vor allem bei der Produktion außerhalb Rußlands (Brasilien!), das oben erwähnte Problem der Bildung mehrfach replikationsfähiger Impfviren. Das scheint aber vor allem ein Problem bei der Massenproduktion zu sein. Bei Lizenzproduktion in der EU hätte man also sehen können, wie man dieses Problem vermeiden kann. Außerdem erscheint wenigstens mir dieses Problem harmloser als die beiden oben genannten Designfehler bei Astra-Zeneca. Verglichen damit würde ich Sputnik V für den besseren Impfstoff halten.

Kann ich nicht beuteilen, war wohl auch in der Öffentlichkeit schwer zu diskutieren, es waren ja eine Zeitlang alle Virologen.
Auf jeden Fall wurde hier recht viel gesellschaftliches Spaltmaterial freigesetzt.
Angst vor Krankheiten setzen massive Ängste frei, Kontrollverlust, Todesangst - das ist schon für sich betrachtet eine schwierige Situation.
Da haben Quacksalber und Verbrecher leichtes Spiel.

Summa summarum hat sich die EU mit der Blockadehaltung gegenüber Sputnik V selber ins Bein geschossen, wie ja auch mit den Sanktionen. Mit Sputnik V hätte man möglicherweise einen besseren Vektorimpfstoff gehabt als AZ, und die Ad5-basierte Dosis von Sputnik V hätte man bei Bedarf mit dem Ad26-basierten Jannssen kombinieren können.

Nun, dann wären wir ja wieder bei der Frage - warum wurden die Unterlagen für das Zulassungsverfahren nicht eingereicht?
So wurde eben einfach weiter misstraut und es bleibt immer noch genug Spaltmaterial frei zur Bevorratung für den nächsten Misstrauensantrag.
Irgendwie widersprüchlich, auch im Fall einer vermeintlichen Ablehnung hätte man ja sagen müssen warum.
Im Augenblick werden doppelt soviele Medikamente nach Russland exportiert als vor derm Einmarsch.
So schlecht kann es mit dem Vertrauen in medizinische Produkte also nicht sein.
Wie dem auch sei, vergossene Milch.

Ein "Mittel zur systematischen Destabilisation und gewollt gefühlter inidvidueller Unsicherheit" scheint mir Sputnik V schon deswegen nicht zu sein, weil Putin diesen Impfstoff im eigenen Land und anscheinend auch bei sich selbst eingesetzt hat. Außerdem hätte man wie gesagt so etwas viel billiger mit einem simplen BPL-inaktivierten Totimpfstoff haben können.

Billiger hätte man vieles haben können, nur nicht in der Hektik um Lockdowns und wirtschaftlichem Niedergang wegen der pandemischen Ausbreitung.
Da ist sicher mancher EU-Beamter und korrupte Minister über Stöckchen gesprungen, die er hätte besser umgangen.
Wird wohl auch beim nächsten Mal nicht besser.

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