Ansicht umschalten
Avatar von auf_der_hut
  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Energieknappheit und Sanktionen

Wir können das ganze Geeiere sparen. Gazprom-Chef Millner selbst hat schon Mitte Juni auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg die Katze aus dem Sack gelassen (da war die Turbine noch in Kanada):

„Aber wissen Sie, die Gaspreise sind nicht um zehn Prozent, sondern um ein Vielfaches gestiegen. Entschuldigen Sie mich, aber wenn ich jetzt sage, dass wir die Entwicklung niemandem nachtragen, dann ist es keine Heuchelei. Es ist wahr, Russland ist für Energiestabilität. Und Russland ist ein Lieferant von Energiestabilität für Russlands Freunde."

Das Problem sind also nicht die westlichen Sanktionen, schon gar nicht die deutschen oder die der EU. Es liegt daran, dass Deutschland nicht mehr zu "Russlands Freunden" zählt und dass der Gaspreis so hoch ist, dass auch mit 20% Gasfluss noch genug Geld bei Gazprom ankommt.

Um die Verwirrung komplett zu machen, hat Gazprom mittlerweile erklärt, das es gar keinen Vertrag mit Siemens Energy Canada hat, sondern mit einem britischen Subunternehmen und jetzt gar nicht wisse, ob man die Turbine direkt aus Deutschland überhaupt annehmen dürfe.

Kurz und knapp: man will nicht. Und dafür ist einem keine Ausrede zu blöd. Und die intellektuelle, freigeistige Elite auf TP im Chor mit Wagenknecht, Schröder und den üblichen Verdächtigen aus der AfD blökt das auch noch brav nach, weil es ja aus Russland kommt und irgendwie Anti-Mainstream und Anti-Grün ist.

Der politische Sinn dieser ganzen Posse ist ziemlich offensichtlich: der Schwarze Peter soll im Winter bei Habeck und nicht bei Putin landen.

Nebenbei: Wozu hält man eigentlich eine Turbine "in Reserve", wenn von Fünfen nur noch eine läuft und deshalb die Menge schon auf 20% abgesunken ist? Wäre das nicht der Zeitpunkt die Reserve einzusetzen?

Ich bezweifle, dass deine Angaben zu den Turbinen wirklich von Siemens stammen. Siemens hat in einer früheren Stellungnahme gesagt, sie hätten über Zustand und Verbleib der von ihnen gewarteten Turbinen keine eigenen Informationen, sondern nur die Angaben von Gazprom. Siemens erhalte die Turbinen zur regelmäßigen Überholung angeliefert, habe aber vor Ort keinen Zugriff darauf und wisse nicht einmal, wie viele Turbinen in Wyborg überhaupt stehen.

Das ist durchaus glaubhaft, denn es gab 2017 schon einmal in ganz anderem Zusammenhang Ärger mit Siemens-Turbinen. Siemens Energy hatte vier Stück über ein joint-venture für ein Kraftwerk in Südrussland geliefert, die waren dann aber in einem anderen Kraftwerk auf der Krim gelandet. Ein klarer Sanktionsverstoß und ein Bruch der Verträge, den Siemens und der düpierte Außenminister Gabriel nur achselzuckend hinnehmen konnten. Jedenfalls wusste Siemens auch in diesem Fall nichts über den Verbleib der Turbinen bevor es in der Zeitung stand.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/russland-sanktionen-siemens-turbinen-auf-der-krim-wie-naiv-war-die-bundesregierung-1.3598331

Bewerten
- +
Ansicht umschalten