Lucqx schrieb am 07.08.2022 18:00:
...würdest du wissen, weshalb die NATO gegründet wurde und wofür und in was sie im Laufe der Zeit und besonders nach 1991 transformiert wurde.
Ich bin in den 40er Jahren geboren in Ostdeutschland.
Glaub mir, mein Vater war bis zu seinem Tod heilfroh dass es die Nato gab.
Heute weiss ich auch warum.
Allerdings verflacht die Doku je mehr, desto näher sie der Jetztzeit kommt. Und die aktuelle Gegenwart ist da noch nicht mal enthalten. Die Geschichtsschreibung (falls es dann noch eine gibt) wird das alles einst neu bewerten müssen.
Bei der geschichtlichen Betrachtung geht immer eines unter, die UDSSR ist zwar auseinandergefallen, nur hat sich mit dem Fall der Mauer und den Unabhängigkeiten der anderen Staaten von der UDSSR in der nachfolgenden RF politisch nichts geändert.
Im Gegenteil. Die RF wird durch regiert wie die Mafia.
Da gibt es nichts dran schön zu reden und ein Putin kann das auch nicht durch Palastwachen abschreiten verdecken.
Die Regionen in diesem riesigen Land sind genauso arm wie nach dem Krieg, völlig abhängig von Moskau, Auskommen gibt es zwar in den Städten, ansonsten außer in Sibirien nichts.
200 Nationalitäten leben in diesem Riesenland, jedes Oblast wird akribisch vom Geheimdienst kontrolliert, jedwede Bewegung die auch nur den Hauch von demokratisierenden Idee vermuten läßt, endet erst mit einer Prügelei, Einschüchterung und wenn das nicht hilft, gehts ins Lager.
Erschießen ist heute nicht mehr ganz en vogue - Journalisten und Oppositionelle bringt man auch besser im Ausland um. Die Leute vergessen schnell.
Der Kreml hat die Informations- und Deutungshoheit und es wird gesagt was gesendet wird.
Diese Art von Regime kennen die Russen seit 100 Jahren, man hat sich arrangiert. Dafür erwartet man auch in Ruhe gelassen zu werden, auch wenn es keine großen Reichtümer gibt, auf den Datschen hat man sein Auskommen, manchmal gibt es auch ein wenig Luxus wie Bad und Küchenhilfen.
Die Oligarchen durften machen was sie wollten, mußten nur die Wünsche der Kreml-Mafia erfüllen. Ansonsten genügte ein Schauprozeß und der widerspenstige verschwand samt Vermögen im Gulag.
Der Kreml kann in Ruhe seine Kriege führen, die gibt es eigentlich immer.
Die jeweiligen Systeme Zaren und Kommunismus wurden brutal durchgesetzt.
Das alte und das neue Russland sind und waren eine gnadenlose Diktatur, die dieses riesige Land zusammen geschossen haben. Zaren wie Kommunisten.
Nun wurde ja auch von Russland die UN-Charta unterschrieben, man geht ja mit der Zeit. Der Kommunismus war fortschrittlicher, gerechter und alles gehörte angeblich dem Volke. Die Parteikader müssen auch heute noch spuren, das Überwachungssystem funktioniert perfekt, bischen Korruption geht schon noch. Kennt man ja mit Sand vom Bau ...
Also Kommunismus auch weg, gibt es mehr im Regal und die Leute sind wieder zufrieden.
Nun fingen die Kolonien an zu "spinnen", die wollten weg vom Warschauer Pakt, hatten keinen Bock mehr auf russische Panzer in ihren Hauptstädten und auf den KGB schon lange nicht mehr.
So entstanden 1991 die ersten Staaten, die jetzt keine russischen Kolonien mehr waren, sondern souveräne durch die UN anerkannte Staaten, auch von Russland.
Es gab neue Freiheiten, eigene Staatsgewalten, eigene Ideen, eigene nationale Identitäten, echte Wahlen - neue Regeln.
Mit allen wirtschaftlichen Problemen die Russland auch hatte. Neuere politische Strukturen, individuelle Rechte und privater Besitz.
Und dann die Gretchenfrage - wie behält man auch die Sicherheit dass Mütterchen Warschauer Pakt seine Panzerfinger aus dem neuen eigenen Staat läßt?
Denn Mütterchen hatte mitnichten ihre Ansprüche an die ehemaligen Systemkolonien aufgegeben. Mit großem Argwohn wurde die Demokratisierung "begleitet", der KGB hatte immer noch die Finger in den ehemaligen Kolonien, Einmischungen und kleine militärische Grenzübertritte waren an der Tagesordnung.
Was tun?
Für einen Nato- und EU-Beitritt gab es Bedingungen, demokratische Verfassungen, Menschenrechte, Pressefreiheit, Antikorruptionsstelle etc.
Dinge die für die RF überhaupt nicht zur Debatte standen und für das Kreml-System auch heute noch brandgefährlich sind.
Die Nato war abwartend, der Kreml drohte als die Staaten für ihre Sicherheit den Wunsch äußerten Mitglied zu werden.
Erste Rufe wie - das war so nicht abgemacht - folgten.
Das beinahe schon berühmte Narrativ - aber ihr habt es verprochen.
https://www.baks.bund.de/de/arbeitspapiere/2018/nato-osterweiterung-gab-es-westliche-garantien
Solche Narrative können überhaupt nur mit der Intention gestreut werden, den Staaten die Mitglied werden wollten ihren eigenen Willen und ihre Souveränität abzusprechen.
Zusätzlich anderen Organisationen Vorschriften machen zu wollen wen sie aufnehmen "dürfen" und wen nicht.
Also schlichter Imperialismus mit dem Anspruchsdenken - ist meins, Finger weg.
Eklatante Missachtung der UN-Charta und der selbst unterschriebenen UN-Abkommen.
Diese Einwände und Warnungen wurden im alten Westen, insbesondere Deutschland, ständig von den baltischen Staaten und Polen überhört. Man hat sie schlicht nicht als Bündnispartner ernst genommen.
Zur Beruhigung hat sich Russland dann auf die Grundakte über gegenseitige Beziehungen, Zusammenarbeit und Sicherheit zwischen der Nordatlantikvertrags- Organisation und der Russischen Föderation (1) eingelassen.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/bulletin/grundakte-ueber-gegenseitige-beziehungen-zusammenarbeit-und-sicherheit-zwischen-der-nordatlantikvertrags-organisation-und-der-russischen-foederation-1--803640
Auch in der Zeit als die RF diese Akte unterschrieb führte die RF diverse Kriege.
Immer nach demselben Muster.
https://www.science-at-home.de/wiki/index.php/Liste_der_Kriege_der_Russischen_F%C3%B6deration
Erst jetzt wird klar - die baltischen Staaten, Polen, Rumänien, Bulgarien, Tschechien etc. hatten Recht ihre staatliche Souveränität durch eine Mitgliedschaft in der Nato abzusichern.
Allein wären sie machtlos gewesen und wären inzwischen wieder durch die RF kolonisiert.
So wie jetzt die Ukraine, danach ist Georgien dran, da wurde ja schon angefangen.
Die RF wird auseinanderfallen müssen - es gibt keinen Frieden mit dieser Diktatur.
Wenn die RF so weiter machen kann wie bisher, wird es noch blutiger. Und es ist jetzt schon blutig genug.
Nicht etwa die Grünen führen Krieg gegen Russland, Russland führt Krieg gegen alles was ihm widerspricht und die ehemaligen Kolonien als eigenständige Staaten sieht.
Hier wird nun die Strategie gefahren - laßt mich meine Kolonie Ukraine wieder haben, dann dürft ihr wieder billig heizen und eurem besten frönen, reich zu werden.